Nur kurz durfte Österreichs Bundeskriminalamt nach ihr fahnden: Rasch war die offizielle Suche nach der jungen Frau beendet, die sich als Oligarchen-Nichte Aliyona Makarov bei der Overtüre zum großen Ibiza-Video-Dreh im Jahr 2017 ausgegeben hat. Irgendwie war’s der Justiz zu wenig, dass diese Laien-Schauspielerin mit falschen Dokumenten und Kokain schnupfend dem damaligen FPÖ-Obmann HC Strache ein politische Apocalypse beschert, dessen Leben vernichtet hat und so nebenbei mit ihrem Beitrag auch Österreichs türkis-blaue Bundesregierung auf nicht demokratische Art und Weise beendet hat.

Kommende Woche jährt sich ihr großer, wenn auch verpixelter Kurzauftritt in den wenigen Video-Schnipsel, die alle Österreicher am 17. Mai 2019 sehen durften, zum dritten Mal. Von ihrer Schauspiel-Leistung blieb zumindest einiges in Erinnerung: Sie hat ihren Einstieg in ein Hauptthema der Ibiza-Viudeo-Bande (Kauf der “Kronen Zeitung”) versemmelt, sprach schlecht Russisch (als angebliche Russin), hatte ungepflegte Zehennägel und war laut einer Nebenbemerkung des Ex-Vizekanzlers an diesem Finca-Abend im Juli 2017 “schon schoaf”.

Die neuen Bilder von der "Oligarchin": Die Kripo wusste auch, dass sie Kokain konsumiert.

Trotz des Wissens über biometrische Daten nie gefunden

Schon nach dem Dreh mit den versteckten Kameras auf der Baleareninsel hatte die extrem dünne Laien-Schauspielerin keine großen Engagements mehr – die “Ibiza-Oligarchin” war wie vom Erdboden verschluckt, obwohl die österreichischen Kriminalisten der Soko Tape und auch das BVT relativ schnell die biometrischen Daten dieser blonden Videodreh-Begleitung gehabt haben müssten.

Nach einer internationalen Fahndung, die von der Justiz rasch eingestellt worden ist, wollte sie niemand mehr suchen: War “Alyona” eine Mittäterin oder zumindest eine mögliche Kronzeugin? Und war sie vielleicht sogar Mitwisserin über Kontakte der Ibiza-Tätergruppe zu den Finanziers des Dirty-Campaigning-Projekts – und hatte sie  etwas über mögliche Geldflüsse aufgeschnappt? Das offizielle Österreich wollte (durfte?) sich nicht mehr dafür interessieren.

Niemand sollte wissen, wie der Lockvogel aussieht

Einer der bestinformierten Journalisten in diesem Fall ist Gert Schmidt, Herausgeber der eu-infothek.com: Er ermittelt seit Mai 2019 in dieser Ibiza-Causa, er fand viele wertvolle Zeugen, die wichtige Zusammenhänge in der ganzen, sicher sechsköpfigen Ibiza-Video-Clique verraten haben. “Nach langwierigen Verhandlungen haben wir es schon im Sommer 2019 geschafft, erstmals ein Bild von der Oligarchin zu bekommen, das war schon nicht einfach – es sollte ja niemand wissen, wie sie aussieht”, erinnert sich Gert Schmidt im eXXpress-Gespräch.

Die ganze Täter-Clique war sich damals noch sicher, dass ihre gesamtes, siebeneinhalb Stunden langes Videomaterial nie öffentlich wird – in vielen nicht gezeigten Szenen sagt ja Strache, dass er nichts illegal machen würde, zu oft ist “Alyona Makarov” voll im Bild zu sehen – sogar nackt, wie sie und und ihr Mittäter, der als Drogenverbrecher (nicht rechtskräftig) verurteilte Julian Hessenthaler, vor dem Abend mit Strache und Gudenus in die eigene Video-Falle gelaufen sind.

Über das Schicksal der “schoafen Oligarchin” meint Gert Schmidt: “Das weiß nur Herr Hessenthaler. Da ist alles möglich.”

So wiesen einerseits Zeugenaussagen darauf hin, dass die Blondine für eine Sondereinheit von US-Drogenfahndern noch immer in Europa als Lockvogel arbeiten soll. Andererseits vermuten Kenner des Ibiza-Krimis, dass die falsche Oligarchin “längst tot” sein könnte, meinte ein Informant des eXXpress: “In dieser Sache ging’s doch um so viel – immerhin um den Sturz einer ganzen Regierung in Mitteleuropa. Das war keine kleine Sache. Warum sollte diese Frau jetzt noch leben und die Drahtzieher erpressen können? Es würde mich nicht überraschen, wenn sie ermordet worden ist.”

Bekanntlich ist in manchen Kreisen durchaus üblich, mögliche Belastungszeugen zu neutralisieren. Für immer.

Wurde sie ermordet? Noch einer der neuen Screenshots aus dem ganzen Ibiza-Video.
"Alyona Makarov": Die Ibiza-Clique dachte, dass diese Aufnahmen nie an die Öffentlichkeit kommen würden.
Einer der bestinformierten Aufdecker in der Ibiza-Causa: Gert Schmidt