Damit wurden in der Kriminalstatistik für 2022, die am Montag von Innenminister Gerhard Karner (ÖVP) präsentiert wurde, ziemlich genau die Gesamtzahlen von 2019 erreicht. Exakt waren es im vergangenen Jahr 488.949 Delikte.  Eine deutliche Steigerung zu den Ergebnissen der Lockdown-Jahre 2021 (410.957) und 2020 (433.811). Kriminalisten hatten damit gerechnet, zumal in den Pandemie-Jahren das öffentliche Leben – und damit auch Teile der Kriminalität – nahezu stillgestanden hatten.

Gewaltkriminalität ist signifikant gestiegen

Doch auffallend ist die Zunahme der Gewaltkriminalität. Die Zahl der Fälle stieg auf 78.836 und liegt damit deutlich über den Werten des Vergleichsjahres 2019. Damals wurden “nur” 73.079 Verbrechen bei der Polizei angezeigt. Mitverantwortlich für diesen Anstieg sind Erpressungsversuche im Internet, die in die Gewaltkriminalität einfließen. 3500 dieser Delikte schlugen zu Buche, womit sich auch der Anstieg zu 2019 relativiert.

Während dagegen die Suchtmittelkriminalität deutlich rückläufig ist (34.928 Anzeigen zu 43.329 im Jahr 2019), explodieren die Straftaten im Internet regelrecht. Plus 30 Prozent Zuwachs gegenüber dem Vorjahr: 60.195 Straftaten wurden registriert. Zum Vergleich: Im Jahr 2019 waren es “nur” 28.434.

Die Eigentumskriminalität geht weiter zurück. 131.018 Diebstähle und Wohnungseinbrüche wurden bei der Polizei angezeigt. Im Vergleichsjahr 2019 waren es noch 164.080. Die Aufklärungsquote in diesem Deliktsfeld hat sich von 24,3 auf 26,8 Prozent verbessert.

Kampf gegen Extremismus, Schlepperei und Cyber-Kriminalität

„Die größten Herausforderungen konnten im abgelaufenen Jahr vor allem an drei Kriminalitätsbereichen festgemacht werden“, sagte Karner. „Der erste Bereich betrifft das Thema Extremismus in allen Erscheinungsformen, wie Rechtsextremismen und neuen Rechten wie den Identitären, es betrifft staatsfeindliche Verbindungen, Staatsverweigerer oder Reichsbürger. Die Zahl der angezeigten strafbaren Handlungen liegt hier zwar auf dem Niveau von 2021, allerdings ist sie höher als vor der Pandemie.“ Karner ergänzte, dass 2022 mehr als 660 Personen angezeigt, mehr als 100 Hausdurchsuchungen und 37 Festnahmen durchgeführt worden seien. „Das zeigt das entschlossene Vorgehen der Bediensteten des Verfassungsschutzes gegen Rechtsextremismus.“

Als zweiten Punkt führte der Innenminister den Kampf gegen die Schleppermafia an. „Mit der Schlepperkriminalität wird schmutziges Geld verdient, tote Menschen spielen keine Rolle.“ Die österreichische Polizei habe im abgelaufenen Jahr eine herausragende Arbeit bei der Bekämpfung der Schlepperei geleistet, betonte Karner. „687 Schlepper wurden festgenommen, eine Steigerung um 56 Prozent, weshalb auch Anfang 2023 im Bundeskriminalamt eine spezialisierte Abteilung eingerichtet wurde, um die Schleppermafia noch effektiver bekämpfen zu können.“

Der dritte Bereich betreffe die Cyber-Kriminalität: „Diese hat in den vergangenen zehn Jahren stetig zugenommen, jetzt um über 30 Prozent.“ Das sei eine Auswirkung der Digitalisierung, aber auch der zunehmenden Bereitschaft, Straftaten anzuzeigen. Das betreffe Bereiche wie Hass im Netz, Betrugsdelikte, Fake News, Cyber-Angriffe auf Behörden oder den abscheulichen Missbrauch von Kindern, der oftmals online erfolge und immer brutaler werde.