Wie wollen Sie Ihr Amt als Parteimanagerin künftig anlegen?

“Als Generalsekretärin sehe ich es als meine Aufgabe, die Partei inhaltlich und organisatorisch weiterzuentwickeln, um die Schlagkraft der Volkspartei auszubauen. Wir haben in den vergangenen Wahlkämpfen gezeigt, dass wir nicht nur höchst professionell arbeiten, sondern mit dieser Arbeit auch fulminante Wahlerfolge einfahren können. Auf diesem Fundament wollen wir aufbauen. Das bedeutet zum einen, dass wir die Kampagnenfähigkeit weiter stärken und die Kommunikation mit unseren Mitgliedern und Funktionären optimieren wollen. Das bedeutet zum anderen, dass ich für unsere unzähligen Funktionäre ein Sprachrohr und eine Verbündete sein werde – sowohl nach innen als auch nach außen. Darüber hinaus will ich die inhaltliche Weiterentwicklung der Partei vorantreiben. Als Volkspartei haben wir seit 2017 ein sehr klares Profil, das wir nun weiter schärfen werden.”

Weil Sie gerade das Thema Wahlkampf angesprochen habe, greife ich gleich eine Frage auf, die aktuell im Raum steht: Wird die ÖVP zur Bundespräsidentenwahl einen eigenen Kandidaten aufstellen oder den amtierenden Alexander Van der Bellen unterstützen?

“Es ist eine Frage des Respekts vor dem Amt und der Person, abzuwarten, wie sich der amtierende Bundespräsident entscheidet, ob er noch einmal kandidieren will. Je nachdem werden wir als Volkspartei dann entscheiden.”

Sprich wenn Van der Bellen weitermacht, wird ihn die ÖVP unterstützen?

“Jetzt schauen wir erstmal, wie er sich entscheidet und dann werden wir schauen, wie wir damit umgehen.”

Sind denn Wahlkämpfe im Moment überhaupt ein Thema?

“Wir haben eine türkis-grüne Koalition, die in meinen Augen sehr gut funktioniert. Es gibt sehr viele Punkte aus dem Regierungsprogramm, die wir zurzeit konsequent abarbeiten. Daher bin ich sehr zuversichtlich, dass die Koalition noch lange hält. Neuwahlen sind daher für uns kein Thema.”

Trotzdem herrscht derzeit etwas Verunsicherung angesichts der noch laufenden Ermittlungen und Umstrukturierungen. Wie planen Sie hier wieder etwas Ruhe rein zu bringen?

“Klar ist, dass in den vergangenen Monaten wirklich viel passiert ist und es dadurch einige Herausforderungen zu bewältigen gab. Aber in den vielen Gesprächen mit unseren Funktionären wie Bürgermeistern und Gemeinderäten aus ganz Österreich spüre ich starken Rückhalt für unseren Parteiobmann sowie starken Zusammenhalt nach innen. Was uns auszeichnet und von anderen Parteien unterscheidet, ist, dass wir intern diskutieren, aber diese Diskussionen dann auch intern belassen und nicht nach außen tragen.”

Laura Sachslehner (27) sitzt für die ÖVP auch im Wiener Landtag

Wie würden Sie derzeit das innenpolitische Klima in Österreich beschreiben?

“Wir merken, dass die politische Auseinandersetzung in den vergangenen Wochen besonders aufgeheizt war. Ein Grund dafür ist die Corona-Pandemie und die Gräben, die dadurch entstanden sind – nicht nur in der Politik, sondern auch in der Gesellschaft. Daher ist es mein Ziel für die nächsten Wochen, die Kollegen der anderen im Parlament vertretenen Parteien zu einem Gespräch einzuladen und mit ihnen darüber zu sprechen, wie wir einerseits die Gräben zuschütten können, und wie wir anderseits eine neue Art der Zusammenarbeit und vor allem eines vernünftigen Umgangs zwischen uns etablieren können. Als Politiker tragen wir da eine ganz besondere Verantwortung.”

Apropos Gräben. Der grüne Regierungspartner hat sich jetzt einem U-Ausschuss, der gegen die ÖVP gerichtet ist, angeschlossen. Wie steht die ÖVP dazu?

“Ein U-Ausschuss ist ein demokratisches Mittel und insofern legitim. Ich hoffe, dass sich alle Parteien auch wirklich ihrer Verantwortung bewusst sind und es tatsächlich um die Wahrheitssuche und nicht wieder um politische Unterstellungen geht.”

Großes Thema ist im Moment auch die geplante Impfpflicht, an deren Notwendigkeit auch innerhalb Ihrer Wählerschicht gezweifelt wird. Wie kann man hier wieder eine Geschlossenheit herstellen?

“Die Impfpflicht ist natürlich eine einschneidende Maßnahme, die wir setzen – das ist vollkommen klar. Wir alle haben gehofft, dass wir sie nicht brauchen werden, sondern auf anderem Weg die notwendige Impfquote erreichen können. Jetzt merkt man leider, dass das nicht der Fall ist und daher braucht es eine Pflicht, um endlich aus dieser Pandemie zu kommen und unsere Freiheit zurückzugewinnen. Wir wissen ja, dass die Impfung de facto das einzige Mittel ist, dass uns aus dieser Pandemie bringen kann. Das sagen auch alle Experten, insofern ist die Impfpflicht unabdingbar und der einzige Ausweg.”

Sind Sie denn persönlich gegen das Corona-Virus geimpft?

“Ja, ich bin dreimal geimpft und sehr froh darüber, dass es diese Möglichkeit gibt.”

Laut einer neuen Studie des Gesundheitsministerium ist die Impfskepsis besonders stark ausgeprägt bei Mitbürgern aus osteuropäischen Ländern. Ein Teil Ihrer Familie mütterlicherseits ist polnischer Abstammung. Haben Sie da innerhalb Ihrer Familie Vorbehalte gegen Ihre Impfpolitik erlebt?

“Nein, überhaupt nicht. In meinem persönlichen Umfeld merke ich keine Impfskepsis.”

Viele Frauen, auch Sie, sind im Internet immer wieder mit Anfeindungen konfrontiert. Wollen Sie künftig auch eine prominente Stimme für Betroffene sein?

“Ich denke, der Grund, warum ich manchmal polarisiere, ist, dass ich mich zu manchen Themen sehr deutlich äußere und kein Blatt vor den Mund nehme. Ich halte viel davon, dass man Dinge klar und offen anspricht. Ich finde es aber erschreckend, wie zum Teil die öffentliche Auseinandersetzung läuft und bin entsetzt, was junge Frauen online teilweise aushalten müssen. Ich bin zwar keine Ausnahme, möchte mich aber nicht selbst bemitleiden. Denn es macht mittlerweile leider den Eindruck, dass diese Anfeindungen zur politischen Auseinandersetzung dazugehören. Zum anderen gibt es Frauen, die davon noch viel, viel stärker betroffen sind als ich. Ich bin der festen Überzeugung, dass wir einen anderen gesellschaftlichen Umgang brauchen, was das Thema Hass im Netz betrifft, insbesondere gegenüber Frauen. Das betrifft ja nicht nur Politikerinnen, sondern viele Frauen in unserer Gesellschaft. Grenzüberschreitungen müssen zu jeder Zeit klar ausgesprochen und verurteilt werden.”

Unter anderem wird ja kritisiert, dass Sie noch sehr jung sind…

“Mein Alter ist für diese Aufgabe völlig irrelevant, ich finde es eigenartig, dass das ein Thema ist. Man sollte Menschen an ihren Fähigkeiten messen, nicht an ihrem Alter. Mir ist bewusst, dass sich mein bisheriger Werdegang von jenem meiner Vorgänger im Generalsekretariat unterscheidet. Das sehe ich aber durchaus als Vorteil. Politisch komme ich aus der Wiener Kommunalpolitik, bin daher das Bohren harter Bretter gewöhnt. Das ist auch etwas, das mich in meiner zukünftigen Rolle auszeichnen wird. Ich engagiere mich seit über acht Jahren in unterschiedlichen Funktionen in der Volkspartei, kenne daher die Arbeit der Funktionäre und weiß, wie herausfordernd diese sein kann. Für eine Generalsekretärin ist es wichtig, dass man die Volkspartei nicht nur kennt, sondern auch lebt.”

ZUR PERSON:
Laura Sachslehner (27) ist seit Jahresbeginn neue Generalsekretärin der ÖVP. Die Wienerin hat vergangenen Herbst geheiratet und ist seit der Wien-Wahl 2020 für die Volkspartei im Wiener Gemeinderat und Landtag aktiv.