Beim Namensrecht preschen die deutschen Grünen mit einer neuen Forderung vor. Damit irritieren sie den Koalitionspartner FDP, und ebenso die Öffentlichkeit. „Eine Verschmelzung von Nachnamen anstelle von Doppelnamen mit Bindestrich fände ich eine erfrischende Neuerung und damit sehr charmant“, erklärte Helge Limburg, rechtspolitischer Sprecher der Grünen-Bundestagsfraktion, gegenüber der „Welt“ (Dienstagausgabe).

„Heiratet ein Herr Schneider eine Frau Müller, könnten sie sich künftig Schnüller nennen“, kommentiert dazu der „Spiegel“. Noch spannender wäre eine Heirat zwischen Frau Müller und Herrn Knapp: Das Ergebnis wäre der „Knüller“. Eine Heirat zwischen Kometz und Deppisch – das würde schlicht „Komisch“. Immerhin: Die Trauung zwischen Herrn März und Frau Blümchen würde zum romantischen „Märchen“.

Justizminister Marco Buschmann (FDP) befasst sich gerade mit einer Reform des Namensrechts. Eigentlich sollte die Maßnahme die Rechtslage vereinfachen, aber Buschmann hat nicht mit den Grünen gerechnet.APA/AFP/POOL/Sarah Silbiger

Ein neues Chaos aus Namen mit unabsehbaren Folgen

Ein bunter Cocktail aus neuen Nachnamen könnte entstehen, das zweifelsohne. Sämtliche altvertraute Nachnamen würden verdrängt. Im Übrigen täten sich neue Herausforderungen auf. Bereits der Doppelname hat schon oft für Streit gesorgt, etwa wenn es um die Reihenfolge der beiden Nachnamen geht. An solchen Fragen sind – man höre und staune – schon Hochzeiten in letzter Sekunde gescheitert. Mit den Verschmelzungsnamen tun sich nun weitere Konfliktzonen auf. Bis zu welcher Silbe ein Nachname reicht, welcher der beiden Namen die erste Hälfte des Verschmelzungsnamens bestimmt – das würde die neue, schwierigen Fragen. Denn wie auch immer die Entscheidungen hier ausfallen: Sie wären von erheblicher Tragweite für das Resultat.

Neues Terrain könnte beim Vermischen von deutschen und beispielsweise slawischen, türkischen oder japanischen Nachnamen beschritten werden. Aus Kilic und Bauer würde dann Baulic oder Kiler. Ob die Grünen das alles bis zu Ende gedacht haben?

Kreativität bewies bereits Grünen-Außenministerin Baerbock: Sie kennt Länder, die Hunderttausende von Kilometern entfernt sind, Panzerschlachten des neuen Jahrhunderts und fordert eine 360-Grad-Wendung von Putin.

FDP: Das ist unserem Namensrecht völlig fremd

Anlass für die neue Idee der Grünen ist die geplante Reform des Namensrechts, die der deutsche Justizminister Marco Buschmann (FDP) in Angriff genommen hat. Offen bezüglich des Vorschlags zeigt man sich beim großen Koalitionspartner SPD. Die rechtspolitische Sprecherin der sozialdemokratischen Fraktion, Sonja Eichwede, meint dazu: „Wir sind offen, im Rahmen der Anhörung mit den Experten auch über weiterreichende Flexibilisierungen zu diskutieren.“

Widerspruch kommt aus der FDP: „Anders als die Ermöglichung von Doppelnamen ist das Verschmelzen von zwei Nachnamen nicht nur unserem Namensrecht völlig fremd“, sagte die rechtspolitische Sprecherin Katrin Helling-Plahr. „Auch besteht in der Bevölkerung kein ernsthafter Wunsch einer solchen Namenskombination, die sich von den Grundsätzen unseres Namensrechts entfernt.“ Mit anderen Worten: Die Grünen legen – nicht zum ersten Mal – einen Vorschlag vor, der den Gepflogenheiten der Bürger gänzlich fremd ist.

Ursprünglich sollte die Reform die Namensgebung vereinfachen

Justizminister Buschmann will demnächst einen Referentenentwurf zur Änderung des Namensrechts vorlegen. Die Möglichkeiten für Doppelnamen sollen erweitert, die Namensänderung von Kindern nach einer Scheidung erleichtert werden.

Also eigentlich soll die Reform das Namensrecht vereinfachen und komplizierte Verfahren über das öffentlich-rechtliche Namensänderungsgesetz überflüssig machen. Doch der Vorschlag der Grünen klingt nicht nach Vereinfachung.