Chat-Leaks hier, Hausdurchsuchungen und gekaufte Umfragen da, Sideletter dort: Aktuell bekleckert sich keine der großen Parteien mit Ruhm, doch wird vor allem im Lager der Oppositionsparteien der Unmut gegenüber den Regierungsparteien, insbesondere der ÖVP, immer größer. Zuletzt machte VP-Klubchef Ernst Wöginger Schlagzeilen, als die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft dessen Auslieferung forderte – möglicherweise einmal mehr in Verbindung mit den verheerenden Chats vom Ex-Kabinettschef des Finanzministeriums Thomas Schmid, die bereits Ex-Kanzler Sebastian Kurz, Ex-Finanzminister Gernot Blümel und Konsorten in die WKStA-Bredouille brachten.

Und dann waren da noch jene neuen Nachrichten aus dem ÖVP-Umfeld, welche die SPÖ nicht ignorieren konnte: Der “Standard” publizierte Anti-SPÖ-Chats, in denen die frühere Innenministerin und heutige niederösterreichische Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) sich im Frühjahr 2016 in einer koalitionären Debatte um die Flüchtlingskrise und die Reform des Staatsschutzes geringschätzig über die rote Partei geäußert hatte. In einem SMS an ihrem damaligen Kabinettschef Michael Kloibmüller schrieb sie demnach: “Rote bleiben Gsindl! Schönen Schitag!”

“Genug ist genug” dachte sich nun wohl auch der SPÖ-Bundesgeschäftsführer Christian Deutsch, als er am Montagabend einen Tweet absetzte, in dem er nicht nur heftige Kritik an der Volkspartei übt, sondern auch gleich Neuwahlen fordert.

“Die #ÖVP soll endlich den Weg für #Neuwahlen freimachen. Nach 35 Jahren in der Regierung ist der ÖVP die Macht zu Kopf gestiegen. Sie betrachtet die Republik als Selbstbedienungsladen und missbraucht Ministerien für ihre eigenen parteipolitischen Zwecke”, schreibt Deutsch unmissverständlich auf Twitter, und setzt noch die beiden Hashtags #innenministerium und #chats nach.

Deutsch war indessen nicht der einzige rote Politiker, der am Montagabend mit einem Tweet auf sich aufmerksam machte. Auch Parteichefin Pamela Rendi-Wagner war in Twitterlaune – wenngleich sich die SPÖ-Chefin weniger direkt, aber verständlich genug ausdrückte: “Unmündig nennt man uns und Knechte, duldet die Schmach nun länger nicht!“ Statt „Knecht“ sagt man heutzutage innerhalb der ÖVP offenbar Gsindl, Tiere, Pöbel,…
Hört die Signale!”, so schrieb Rendi-Wagner in direkter Reaktion auf Mikl-Leitners Äußerung, und unterzeichnete den Tweet mit ihrem Kürzel (prw).