Der Shitstorm gegen die russische Opern-Diva Anna Netrebko (51), die auch die österreichische Staatsbürgerschaft besitzt, reißt nicht ab. Die wohl berühmteste Opernsängerin der Welt wurde vom Staatstheater Wiesbaden zu den dortigen Maifestspielen eingeladen. Daraufhin rollte auf die Veranstalter der Festspiele in den sozialen Medien eine Hasswelle zu – “Beleidigungen und Diffamierungen”, wie es heißt.

Mehr noch, wegen ihres Auftritts als Abigaille in Guiseppe Verdis Oper “Nabucco” (5. und 7. Mai) sagten zahlreiche ukrainische Künstler ihre Teilnahme an den Festspielen aus Protest ab. Auch die russische Punkband Pussy Riot, die für ihre kritische Haltung gegenüber Wladimir Putin bekannt ist, kündigte an, wegen Netrebko nicht mehr am Festival teilnehmen zu wollen.

Netrebko war Wahlkämpferin für Putin

“Uns wurde kein Wort über Anna Netrebko gesagt. Sie hat Putin nicht nur einmal unterstützt und sein Regime gegen viel Geld geehrt. Sie hat auch Unsummen ins besetzte Donezk überwiesen. Sie gehörte zu den Gesichtern von Putins Präsidentschaftswahlkämpfen in den Jahren 2012 und 2018. Sie gab Konzerte im Kreml, während man uns einsperrte”, sagte Maria Aljochina, Sängerin von Pussy Riot gegenüber der “Deutschen Welle”.

Trotz der vielen demonstrativen Absagen halten die Veranstalter des Festivals am Engagement von Netrebko fest. Der Intendant der Festspiele und des Hessischen Staatstheaters, Uwe Eric Laufenberg, sprach in diesem Zusammenhang von einer “Moralhysterie”. Vom Staatstheater in Wiesbaden wurde darüber hinaus die Vermutung geäußert, dass den ukrainischen Künstlern die Absage der Maifestspiele von ukrainischen Politikern aufgezwungen worden sei – diese dementieren.

Die Leitung der Maifestspiele erklärte, man werde vor die Wahl gestellt: entweder Netrebko oder Teilnehmer aus der Ukraine. So etwas sei in einem freien Land nicht hinnehmbar. Ebenso sei die Forderung inakzeptabel, “die russische Kultur zu verbannen”.