22 Taxi-Fahrgäste betäubt und ausgeraubt: Polizei verheimlichte Überfälle
Mindestens 22 Fahrgäste von Taxi- und Uber-Fahrern wurden in den vergangenen sieben Monaten in Wien betäubt und ausgeraubt. Weil es die “Ermittlungen konterkariert” hätte, gab die Polizei keine Warnung heraus. Bis ein Opfer an die Öffentlichkeit ging.
Der “Kurier” deckte die unheimliche Serie auf, sprach mit einem Betroffenen. Seit Oktober vergangenen Jahres gingen bei der Polizei 22 Anzeigen von Opfern ein, die im wesentlichen das Gleiche berichteten. In alkoholisiertem Zustand seien sie nachts in ein Taxi oder ein Uber-Fahrzeug gestiegen. Dort hätten sie einen Kaugummi oder ein Zuckerl bekommen und daraufhin die Orientierung verloren. Nachdem sie ausgeraubt worden seien, ließ man sie an Ort und Stelle zurück.
Die Wiener Polizei hielt es sieben Monate nicht für nötig, die Bevölkerung zu warnen oder diese wenigstens zu unterrichten. Das liege “an den intensiven Ermittlungen, die eine Veröffentlichung konterkariert hätten”, hieß es in einer Stellungnahme der Polizei. Erst nach dem Kurier-Bericht bestätigte sie die Informationen. Es ist ein weiteres trauriges Kapitel in der mangelnden Öffentlichkeitsarbeit der Wiener Landespolizeidirektion.
Zwischenstand der "intensiven Ermittlungen"
Nicht hundertprozentig sicher sind sich die Ermittler offenbar, ob alle Fälle zu ein und derselben Serie gehören. “Die Aussagen der Opfer gehen etwas auseinander”, betonte die Polizei auf Anfrage. Die Ermittlungen würden aber gebündelt geführt, denn es sei nicht auszuschließen, dass alle Fakten zusammenhängen.
Allerdings ist den Ermittlern zufolge unklar, ob tatsächlich als Taxi– bzw. Uber-Autos gekennzeichnete Autos Schauplätze der Überfälle waren. Es gebe Opfer, die berichten, sie hätten über die Uber-App ein Fahrzeug bestellt, die Bestellung sei aber vom Lenker gecancelt worden – wozu er das Recht hat. Kurze Zeit später hätte sie ein Fahrer angesprochen, ob sie auf ein Taxi warten. Nicht sicher waren sich diese Passagiere, ob der Wagen überhaupt das entsprechende Schild auf dem Dach hatte.
Es gebe derzeit rund 10.000 Taxi– und Uber-Lenker in Wien, sagte der Sprecher der Innung. Dazu kommen jene, die “schwarz” fahren. “Wir versuchen alles, damit wir ‘Schwarzfahrer’ aus der Branche bekommen. Dazu setzen wir auch Privatdetektive ein”, erläuterte der Innungsvertreter. Wie viele Taxilenker in Wien ohne Berechtigung unterwegs sind, dazu gibt es laut der Innung keine Schätzungen.
Er empfahl Fahrgästen, die Kennzeichen zu kontrollieren. Besonders leicht geht dies, wenn man das Taxi mit der App bestellt. “Wenn es nicht das richtige Kennzeichen ist, nicht einsteigen, auch, wenn es sich nicht um ein Taxi-Kennzeichen handelt”, empfahl der Sprecher. Taxis bzw. Uber-Fahrzeuge haben verpflichtend Kennzeichen, die auf den Buchstaben-Code “TX” enden. Kommt ein Taxi mit dem falschen Kennzeichen oder gar mit einem Kennzeichen ohne diese Endung, soll der Passagier ein Foto des Taferls machen und die Polizei informieren.
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