950.000 Euro: Geheimniskrämerei über Kosten von Gesundheitskassen-Spot beendet
Fehlende Transparenz über die Verwendung von Steuergeld? Erst nach mehrmaliger Nachfrage hat der eXXpress Montagabend endlich Auskunft über die Kosten für die #lassunsimpfen-Werbekampagne bekommen. Die beauftragte Agentur verwies am Nachmittag noch auf das Kundengeheimnis.
UPDATE: Auf unzählige Auskunftsanfragen reagierte die Österreichische Gesundheitskasse (ÖGK) nicht, nach Stunden der versuchten Kontaktaufnahme erklärte die zuständige Person in einem kurz angebundenen Telefonat, dass man momentan beschäftigt sei und uns morgen Auskunft geben könne. Am Montagabend kam doch noch ein Anruf.
Die Leiterin der Öffentlichkeitsarbeit der Österreichischen Gesundheitskasse, Andrea Mayrhofer, gab dem eXXpress Auskunft über die verschiedenen Kostenpunkte der Werbekampagne und Anfeindungen durch “hauptsächlich rechtsextreme Impfleugner”.
Die Werbekampagne solle besonders jüngeres Klientel ansprechen. Viele hätten keine Lust mehr, zuhause eingesperrt zu sein – da könne eine Impfung schon ein bisschen Freiheit zurückgeben, so Mayrhofer. Die Österreichische Gesundheitskasse habe mit der Werbekampagne einen “Unterstützungsbeitrag leisten wollen. Denn, wir sehen die Impfung als einzige Lösung, um aus der Pandemie zu kommen.” Seitdem mehrere Blogger und Online-User das Video aufgegriffen und auf diversen Kanälen geteilt hatten, sei der Hass explodiert, so die Leiterin der Abteilung für Öffentlichkeitsarbeit. Sie und ihr Team seien von Usern beschimpft und bedroht worden. Die Anfeindungen habe man allerdings nicht an die große Glocke hängen wollen, um ebendiesen Leuten keine Plattform zu geben.
Kostenfrage geklärt
Laut Mayrhofer teilen sich die 950.000 Euro Steuergeld, die für die Werbekampagne aufgewendet wurden, folgendermaßen auf:
Der größere Teil des Budgets, 550.000 Euro, wurde für Online-Werbeschaltungen, Fernsehspots und Radioschaltungen aufgebracht. Die restlichen 400.000 Euro wurden für die Kreativleistungen, also Filmdreh, Erstellung der Website und Songrechte aufgebracht. Das DJ- Duo DJ Möwe erhielt für die Rechte am ‘Baby lass uns impfen’-Song 95.000 der verbliebenen 400.000 Euro.
Für Mayrhofer sind diese Ausgaben durchaus hinnehmbar, “ein Tag Lockdown kostet um einiges mehr.” Sie verstehe aber, dass die Impfung ein sehr “emotionales Thema” ist und sei auch dafür, dass jeder selbst entscheiden könne. Die ÖGK gäbe hier nur Empfehlungen von WHO und anderen internationalen Gesundheitsbehörden wieder. Natürlich sei das Video auch ein PR-Gag gewesen, um Seher auf die Homepage der #lassunsimpfen-Kampagne zu bekommen.
Werbekampagne bisher ein "Riesenerfolg"
„Das Video war ein Riesenerfolg“, so die Auskunftsperson der Werbeagentur Lowe GGK, die mit der Erstellung des #lassunsimpfen-Werbespots beauftragt worden war, in einem Telefonat gegenüber eXXpress. Auf die Tatsache, dass die Reaktionen auf das Werbevideo auf der Videoplattform YouTube zu 98,3 Prozent negativ ausfielen, reagierte der Werber gelassen. Auch negative PR sei PR. Werbung sei simpel, Aufmerksamkeit zu generieren das Wichtigste. Die „50.000 Impfskeptiker in Österreich“ werde man mit dem Videospot eh nicht erreichen, es sei aber ein starkes Zeichen für eine wichtige Sache. Das nächste Ziel sei es, mit dem #lassunsimpfen-Song ins Radio und in die Charts zu kommen, so der Werber mit ironischem Unterton. Möglich wäre es, denn der eigens für die Werbekampagne kreierte Song von DJ Möwe, ‘Baby, lass uns impfen’, steht auf der Homepage zum Download bereit. Auch als Klingelton kann man sich den unfreiwilligen Ohrwurm mit dem einprägsamen Text ‘Baby lass uns impfen, du und ich wir zwei, lass uns impfen, endlich sind wir frei’ einrichten.
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