Achtung: Jetzt soll auch die Kardinalschnitte rechts sein
Wer kennt sie nicht: Die Kardinalschnitte ist fester Bestandteil der Wiener Küche, man findet sie in jeder Konditorei. Ihren Namen verdankt sie dem gelben Biskuitteig und dem weißen Eischnee. Beide spiegeln die katholischen Kirchenfarben wider. Doch plötzlich wird die Köstlichkeit als Relikt des „Austrofaschismus“ problematisiert.
Bei der Kardinalschnitte handelt es sich nicht nur um eine lieb gewonnene Süßigkeit unter den heimischen Dessertspeisen. Nein, vielmehr ist es ein Relikt der Dollfuß-Zeit. Jener Mann, dem die Speise ursprünglich gewidmet war – Kardinal Theodor Innitzer – sei überdies eine „kontroverse Figur“. Zu diesem Schluss gelangt der „Standard“.
Der Konditor Ludwig Heiner gilt als Erfinder der Kardinalschnitte. Er soll sie 1933 für den Katholikentag angefertigt haben – „auch zu Ehren von Kardinal Theodor Innitzer“.
Selektive Problematisierung
Das alles sei aber nicht wirklich politisch korrekt. Denn erstens wurde der damalige Katholikentag unter dem Ständestaat „für politische Zwecke instrumentalisiert: Kanzler Engelbert Dollfuß hielt eine Begrüßungsansprache, um vor jubelnden Massen den Ständestaat zu propagieren.“ Zweitens sei Innitzer eine „kontroverse Figur“, auch wegen seines Verhaltens im Jahr 1938, als er und die Bischöfe eine Erklärung an die Österreicher unterzeichneten, damit sie bei der Volksabstimmung für den „Anschluss“ stimmten.
Richtigerweise erwähnt der „Standard“, wie „wenig erfreut“ damals Papst Pius XI. über Innitzers Verhalten war. Etwas konkreter: Kardinal Erzbischof Theodor Innitzer wurde nach Rom zitiert, wo der mittlerweile kranke Papst eine Erklärung forderte. Kardinal Theodor Innitzer musste einen regelrechte Brandrede über sich ergehen lassen. „Nehmen Sie endlich Ihre rosa Brille herunter“, soll der Papst Innitzer angefahren sein.
Skurril ist die Problematisierung der Kardinalschnitte durch den „Standard“ aber denn doch. Sie heißt nicht „Innitzer-Schnitte“ und niemand verknüpft mit ihr eine politische Botschaft. Überdies gibt es offen antisemitische Politiker, nach denen gleich mehrere Straßen und Wohnanlagen benannt sind, etwa Oskar Helmer, SPÖ-Innenminister der Nachkriegszeit. Berühmt-berüchtigt war er für seine antisemitischen Witze, die Verschleppung der Entschädigungszahlungen an jüdische Opfer und seinen Einsatz für die vorzeitige Begnadigung nationalsozialistischer Verbrecher.
Dergleichen kann man von Innitzer nicht sagen. Er unterstützte die Hilfsstelle im erzbischöflichen Palais, die Juden zur Flucht verhalf.
Kommentare