Antisemitismus und Plagiate: Harvard-Präsidentin zu Rücktritt aufgefordert
Die Kritik an Claudine Gay, der Präsidentin der Harvard University, wird immer lauter. Ihr Auftritt vor dem US-Kongress hatte für Empörung gesorgt, weil sie dort meinte: Aufrufe zum Völkermord an Juden könnten „je nach Kontext“ den Harvard-Regeln widersprechen. Später entschuldigte sie sich. Nun wurden Plagiate in ihrer Doktorarbeit entdeckt.
Mit immer schwerwiegenderen Vorwürfen sieht sich Claudine Gay, Präsidentin der renommierten Harvard University, konfrontiert. Nun hat sie der Milliardär und Investor Bill Ackman in aller Öffentlichkeit scharf kritisiert und ihren Rücktritt „in Schande“ gefordert. In einem offenen Brief an die Verwaltungsräte der Universität erklärte Ackman, Gay habe während ihrer kurzen Amtszeit der Reputation Harvards mehr Schaden zugefügt als jede andere Person in der fast 500-jährigen Geschichte der Universität. Er wirft ihr vor, Antisemitismus und Hass auf dem Campus zu fördern und diskriminierende Einstellungspraktiken zu unterstützen.
Antisemitische Parolen an US-Elite-Hochschulen
In den Wochen nach dem Massaker der palästinensischen Terrororganisation Hamas auf israelische Zivilisten am 7. Oktober häuften sich Anti-Israel-Proteste auf US-Eliteunversitäten. Teils offen antisemitische Parolen, Aufrufe zur Intifada und Einschüchterungen von jüdischen Studenten empörten zunehmend die Öffentlichkeit. In Harvard war vor allem das Undergraduate Palestine Solidarity Committee treibende Kraft hinter zahlreichen Protestaktionen. Scharfe Kritik ernteten aber auch Hochschul-Präsidenten – darunter Gay –, weil sie solche Demonstrationen zuließen und nicht gegen sie einschritten.
Protest in Harvard university ❣️#فلسطين_الان #غزة_تستغيث #Israel_under_attack #Egypt #Israel #latelate #Gaza_Genocide pic.twitter.com/q7emyZl1l8
— Muhammad Ishaq Khan (@ishaq_Mindset) October 21, 2023
Claudine Gay musste sich deshalb gemeinsam mit zwei weiteren Hochschul-Präsidentinnen einer Anhörung vor dem US-Kongress stellen. Dabei wurde sie von der Republikanerin Elise Stefanik gefragt, ob der Aufruf zum Völkermord an Juden gegen die Regeln von Harvard verstoße. Gay antwortete, dass dies „je nach Kontext“ der Fall sein könne. Ihre Worte lösten weltweite Empörung aus. Danach entschuldigte sich Gay in der Universitätszeitung für ihre Aussage – allerdings zu spät, wie ihre Kritiker meinen. Elizabeth Magill, Präsidentin der University of Pennsylvania, musste bereits wegen ähnlicher Aussagen vor dem Kongress zurücktreten.
The presidents of @Harvard, @MIT, and @Penn were all asked the following question under oath at today’s congressional hearing on antisemitism:
— Bill Ackman (@BillAckman) December 5, 2023
Does calling for the genocide of Jews violate [your university’s] code of conduct or rules regarding bullying or harassment?
The… pic.twitter.com/eVlPCHMcVZ
Ganze Absätze in Doktorarbeit abgeschrieben
Mittlerweile sieht sich Gay aber auch mit Plagiatsvorwürfen in ihrer Doktorarbeit konfrontiert. Der Forscher Christopher Rufo hat aufgedeckt, dass Gay ganze Absätze fast wörtlich aus Arbeiten anderer Autoren übernommen hat, ohne diese als Zitate zu kennzeichnen. Dies verstößt gegen die akademischen Integritätsrichtlinien von Harvard.
Gay repeats this violation of Harvard's policy throughout the document, again using work from Bobo and Gilliam, as well as passages from Richard Shingles, Susan Howell, and Deborah Fagan, which she reproduces nearly verbatim, without quotation marks. pic.twitter.com/K75YPeZwky
— Christopher F. Rufo ⚔️ (@realchrisrufo) December 10, 2023
Gay, Tochter haitianischer Einwanderer, studierte Wirtschaftswissenschaften in Stanford und politische Wissenschaften in Harvard. Mehr als 500 Fakultätsmitglieder haben vor kurzem einen Brief an die Harvard Corporation unterzeichnet, in dem sie die Universitätsleitung auffordern, Gay nicht zu entlassen und die akademische Freiheit zu verteidigen. Nun bleibt allerdings abzuwarten, wie diese Unterstützer auf die Plagiatsvorwürfe reagieren werden.
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