Die Bergung des Leichnams sei „anspruchsvoll“ gewesen, zumal der Hubschrauber aufgrund des herrschenden Sturms nicht zum Unglücksort fliegen konnte, sagte Ortsstellenleiter Peter Tembler am Montag zur APA. Dass Alpinisten am Glockner erfrieren, sei zudem keinesfalls „alltäglich“. Auch einer der zwei am Rettungsaufstieg beteiligten Alpinpolizisten aus Osttirol hat im Interview mit der „Kleinen Zeitung“ den „äußerst herausfordernden Einsatz“ bestätigt.

Jede Hilfe kam zu spät

Am Samstagmorgen machen sich eine 33-jährige Frau und ihr Partner auf den Weg zum Großglockner. Aufgrund der widrigen Wetterbedingungen kommen sie nur langsam voran. Gegen Mitternacht gibt die Frau, nur 50 Meter unter dem Gipfelkreuz, aufgrund von Erschöpfung auf. Ihr Partner kehrt um, um einen Notruf abzusetzen. In einer nächtlichen Rettungsaktion erreichen sechs Einsatzkräfte – zwei Alpinpolizisten und vier Bergretter – die Frau, können sie jedoch nur noch leblos bergen. „Wir wollten unbedingt helfen, konnten aber leider nichts mehr für sie tun“, erzählt der Alpinpolizist gegenüber der „Kleinen Zeitung“. Ob die Frau letztendlich erfroren ist oder ob andere Faktoren zu diesem tragischen Vorfall geführt haben, kann die Polizei zu diesem Zeitpunkt noch nicht abschließend klären.

Die beiden Alpinisten dürften wohl den starken Wind unterschätzt haben. „Der kühlt aus und zehrt“, sagte Tembler. Ansonsten sei das Wetter gut gewesen. Während der Nacht hatten die Bergretter – nicht zuletzt aufgrund von Alarmierungen durch andere Alpinisten – die beiden über die Webcam zwar im Auge gehabt. Allerdings sei unklar gewesen, ob sie Hilfe benötigen bzw. habe man sie offenbar auch nicht erreicht. Die Bergsteiger hatten zudem bereits eine Stelle erreicht, bei der sie nicht mehr umkehren konnten. „Wenn man über das sogenannte Frühstücksplatzl drüber ist, kann man nicht mehr zurückgehen“, beschrieb der Ortsstellenleiter die Situation der beiden.

„Da war ihr Schicksal besiegelt“

Der Glockner-Experten und Bergführer Peter Suntinger spricht gegenüber der „Kleinen Zeitung“ von einem „fürchterlichen Fall“. Nach seiner Einschätzung habe das Wetter zwar die Bedingungen erschwert, sei jedoch nicht der ausschlaggebende Faktor für das Unglück gewesen. Grundsätzlich seien zudem falsche Entscheidungen getroffen worden. „Hätte man sich früher eingestanden, dass es sich nicht mehr sicher ausgehen wird, wäre das Absetzen eines Notrufs und das Retten durch den Hubschrauber wohl noch möglich gewesen“, so Suntinger. „Bei Erschöpfung ist jeder Schritt zehnfach schwerer. So dann über Nacht noch auf Groß- und Kleinglockner steigen und dann hinten absteigen zu wollen, ist ein Wahnsinn.“

„Leider war mit dem Zeitpunkt, als der Partner sie verlassen hat, ihr Schicksal besiegelt“, so Suntinger. Das gegenseitige Wärmen wäre für die Frau entscheidend gewesen, und auch die psychologischen Auswirkungen des Alleinseins in dieser Höhe dürfen nicht unterschätzt werden. Suntinger betont: „Ich kann eine Person dort nur verlassen, wenn ich weiß, dass entweder ich oder Rettungskräfte nach spätestens einer Stunde wieder bei der Zurückgelassenen sind.“

Laut Suntinger sollte man generell keinen Berg, insbesondere nicht den Großglockner, unterschätzen: „Ich war rund 200 Mal oben, auch da hätte mir als erfahrenem Bergsteiger immer etwas passieren können. 100-prozentige Sicherheit gibt es nie, etwas Glück braucht man immer.“