Bethlehem: Tieftraurige Weihnachten ohne Besucher
Von der weihnachtlichen Freude ist ausgerechnet in Bethlehem, dem Geburtsort Jesu, nichts zu bemerken. Die Straßen sind leer: keine große Prozession, kein Weihnachtsschmuck, keine Touristen. Bethlehem befindet sich im Westjordanland, bekommt aber die Folgen des Krieges im Gazastreifen zu spüren.
Menschen in aller Welt feiern Weihnachten. Doch ausgerechnet in Bethlehem, im Geburtsort von Jesu, ist von den Feierlichkeiten fast nichts zu bemerken. Die Straßen sind leer, Terroristen sind nicht gekommen, auch die übliche Weihnachtsdekoration fehlt. „Zu dieser Jahreszeit ist die Stadt normalerweise voll mit Touristen, die Straßen sind reich dekoriert mit Ornamenten und Lichtern“, berichtet Pater Rami Askarieh, der Pfarrer in der St.-Katharinen-Kirche in Bethlehem, die Teil der Geburtskirche ist. „Dieses Jahr aber ist alles leer: keine Touristen, keine Weihnachtsdekoration, keine Lichter“, sagt er gegenüber dem „Tagesanzeiger“.
Trauer und Notlage wegen des Krieges
Das sind die Folgen des Krieges zwischen der Hamas und Israel. Einige Familien hier haben Angehörige verloren, berichtet der Franziskanerpater, der 1600 palästinensische Familien betreut. Aus Respekt vor den Opfern wolle man die Straßen nicht festlich schmücken. Überdies sei die wirtschaftliche Situation katastrophal: Die Palästinensische Autonomiebehörde kann einigen Staatsangestellten zurzeit die Löhne nicht bezahlen. Der Tourismus, in dem auch viele arbeiten und der normalerweise für mehr als 60 Prozent der Einnahmen sorgt, ist ebenfalls eingebrochen. Arbeiter in Israel werden zurzeit aus Sicherheitsgründen nicht hineingelassen. „Seit Beginn des Kriegs fällt alles weg.“
Ausländische Mächte schüren den Konflikt, meint Pater Rami, der ursprünglich aus Jordanien stammt: „Dass die Hamas so viele Waffen und Raketen hat, obschon der Gazastreifen abgeriegelt war, zeigt mir, dass es Mächte außerhalb gibt, die ein Interesse an diesem Blutvergießen haben.“
Christen mittlerweile in der Minderheit
Die christliche Gemeinschaft in Bethlehem schrumpft seit Jahrzehnten. 1995 bestand die Bevölkerung noch zu 80 Prozent aus Christen, mittlerweile sind es nur noch elf Prozent.
In seiner Weihnachtspredigt wird Pater Rami Asakrieh über den „wahren Frieden und die Gerechtigkeit“ sprechen, die „von Gott kommen. Wir müssen an der Seite Gottes bleiben, damit er uns die geistige Kraft gibt, die schwierige Situation durchzustehen.“ Die jährliche Mitternachtsmesse am 24. Dezember in der St.-Katharinen-Kirche werden Millionen Christen weltweit live am Fernsehen verfolgen.
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