Das große Fressen geht weiter: Chinas Wildtiermärkte trotzen der Pandemie
Ist ein Fischmarkt im chinesischen Wuhan der Ausgangsort der weltweiten Corona-Pandemie? Wenn ja, haben die Chinesen daraus gelernt? Sind Fledermaus, Pfau und Co. von den Speisekarten verschwunden? Die Antwort: Ein klares „Jein“.
Die Theorie, wonach es ein Lebendfischmarkt war, von wo aus das Corona-Virus zum ersten Mal auf einen Menschen übergesprungen sein soll, hat ihr ganz eigenes Horizontproblem. Doch auch wenn frühere Fälle offenbar nicht mit der berühmt-berüchtigten Fledermaussuppe aus Wuhan in direkter Verbindung stehen, gilt es als sehr wahrscheinlich, dass die Zoonose auf ähnliche Art und Weise ihren Lauf genommen hatte.
Das offizielle China reagierte jedenfalls sehr schnell in diese Richtung, verkündete bereits im Februar 2020 ein Verbot, Wildtiere zu verspeisen. Doch das Geschäft mit exotischen Tieren generiert in China jährlich knapp 15 Milliarden Euro Gewinn. So fand man rasch einige große Schlupflöcher.
Es könnte jederzeit zu neuen Ausbrüchen kommen
Gegenüber der britischen Zeitung „Independent“ erklärte Jay Fang von der „Green Consumers Foundation“ mit Sitz in Taiwan, dass es für normale Bürger mittlerweile schwierig sei, exotische Tiere zu erwerben, um sie zu essen. Generell habe die Pandemie zu einem Umdenken bei einigen Menschen geführt. Doch für die NGO „ACTAsia“ gibt es keinen Grund zur Entwarnung. Die noch immer viel zu großen Schlupflöcher könnten ihrer Ansicht nach jederzeit zu einem weiteren Ausbruch eines neuen Virus führen.
So darf zwar etwa der blaue Pfau nicht mehr gegessen werden – kauft man ein solches Tier allerdings offiziell zur Unterhaltung oder aus medizinischen Gründen, ist das noch immer legal. „Nach dem neuen Gesetz können auch Frösche und Schlangen noch immer als Nahrungsmittel gezüchtet werden“, räumt Fang ein und stellt klar, „der einzige Unterschied seit der Corona-Pandemie ist, dass manche Spezies als ausgewiesene Nahrung von den Märkten verschwunden sind.“
Junge Generation muss aufgeklärt werden
Schuppentiere, Fledermäuse, Zibetkatzen oder sogar Tiger dürfen immer noch aus den unterschiedlichsten Gründen gezüchtet und gehandelt werden. Nerze wurden von den Behörden beispielsweise nun einfach als Nutztiere kategorisiert – und sind somit vom Essverbot gleich ganz ausgenommen. Ein Schicksal, das sie mitunter mit Füchsen und Marderhunden teilen. Und das obwohl nicht erst seit den Ereignissen in Dänemark bekannt ist, dass diese Tiere bei der Übertragung von Sars-Cov-2 im großen Stil als Zwischenwirte auftreten können. Die Dänen sahen sich Ende 2020 gezwungen, alle 15 Millionen Tiere im Land zu töten, nachdem auf einer Nerzfarm eine Covid-Mutation aufgetreten war.
„Wenn es die Impfungen oder Medikamente gegen Corona gibt, werden die Menschen vergessen, was diese Pandemie ausgelöst hatte“, warnte Pei Su, die Gründerin von ACTAsia, gegenüber dem „Independent“. Man müsse vor allem die jüngere Generation Chinesen aufklären, warum man keine Wildtiere essen sollte.
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