Die österreichische Automobilindustrie steht am Rand eines Produktionsstillstands – nicht wegen hohen Energiepreisen oder Nachfrageeinbrüchen, sondern wegen fehlender Mikrochips. In der Steiermark bereiten sich erste Autobauer bereits auf Kurzarbeit vor. Rund 10.000 Beschäftigte in der Zulieferindustrie sind betroffen. Die Ursache: Österreich hat es über Jahre versäumt, eine eigenständige Halbleiterproduktion aufzubauen. Für zu lange hat man sich auf Importe, vor allem aus Fernost verlassen.

Kurzarbeit droht – Chipmangel trifft die Steiermark

Was lange befürchtet wurde, wird nun Realität: Die Chipkrise erreicht Österreichs industrielle Zentren. Laut dem Arbeitsmarktservice (AMS) Steiermark steht die Zulieferbranche unter erheblichem Druck. Erste Automobilhersteller prüfen demnach bereits Kurzarbeit, bestätigt AMS-Landeschef Karl-Heinz Snobe. Betroffen seien indirekt bis zu 10.000 Beschäftigte, die in der steirischen Autozulieferindustrie tätig sind.

Die Region gilt als Herzstück der österreichischen Fahrzeugfertigung. Zahlreiche Betriebe liefern Komponenten an international tätige Konzerne wie Volkswagen, BMW oder Magna – und sind damit unmittelbar von globalen Lieferketten abhängig.

„Ein strukturelles Problem made in Europe‟

Dass es überhaupt so weit kommen konnte, ist kein Zufall. Europa hat die Bedeutung der Halbleiterindustrie jahrzehntelang unterschätzt. Während die USA und vor allem Asien Milliarden in Forschung, Entwicklung und Fertigung investierten, verließ man sich in Brüssel und Wien auf den globalen Markt.

Das Ergebnis: Über 80 % der weltweit produzierten Chips stammen heute aus Ostasien – insbesondere aus Taiwan, Südkorea und China. In Krisenzeiten wie jetzt, wo China im Rahmen des globalen Handelskonflikts zwischen Ost und West, Halbleiter-Exporte einschränkt, zeigt sich die fatale Abhängigkeit.

Autobauer zwischen Warten und Stillstand

Der Mangel an Mikrochips betrifft vor allem Steuerungseinheiten, Sensorik und Bordelektronik – also jene Komponenten, die für moderne Fahrzeuge unverzichtbar sind. In mehreren deutschen Werken hat Volkswagen bereits Produktionsstopps angedeutet, andere Hersteller arbeiten mit drastisch reduzierten Schichten.

Die steirischen Zulieferer spüren die Folgen unmittelbar. Wenn aus Wolfsburg, Stuttgart oder München keine Aufträge kommen, stehen Fertigungslinien in Graz, Weiz oder Kapfenberg still. „Natürlich wirkt sich das auch auf die Arbeitsplätze in der Region aus“, so Snobe. „Die indirekten Effekte können erheblich sein.“