Die Leitung der Evangelischen Kirche A. B. in Österreich wird erstmals weiblich. Cornelia Richter wurde bei der Synode in Wien-Donaustadt zur ersten Bischöfin gewählt, sie folgt Ende des Jahres Michael Chalupka, der aus Altersgründen in Pension geht. Die aus Bad Goisern stammende und derzeit an der Universität in Bonn lehrende 54-jährige Theologieprofessorin war als einzige Kandidatin nominiert.

Nominiert worden war Richter von allen sieben Superintendentialversammlungen, in denen die Delegierten der einzelnen Pfarrgemeinden in der jeweiligen Diözese zusammenkommen. Gewählt worden war sie für die übliche Amtszeit von zwölf Jahren.

Karfreitag "muss zurückkommen"

Wie ihr Vorgänger Chalupka will sich auch Richter für die Wiedereinführung des Karfreitags als Feiertag einsetzen, wie sie bereits vor ihrer Wahl vor den Delegierten betonte: “Ich würde alles dafür tun. Er muss zurückkommen, das geht überhaupt nicht anders.” Bemerkenswert fand sie, dass der damalige Antrag ausgerechnet von ÖVP und FPÖ gekommen sei – “zwei Parteien, die ständig den Untergang des Abendlandes heraufziehen sehen, vor allem wegen einer anderen Religion. Und dann schaffen sie den Feiertag ab, der das Christentum definiert wie kaum ein anderer”, so Richter.

Ebenso vor ihrer Wahl kündigte Richter an, ihre Professur in Bonn für das Bischöfinnenamt aufzugeben. “Als Bischöfin wäre es meine erste Aufgabe, quer durch die Gemeinden in ganz Österreich zu fahren”, kündigte sie zudem an. Es gehe darum zuzuhören. Kirche sei nicht in erster Linie eine Institution, sondern vielmehr Gemeinschaft betonte sie außerdem vor den Delegierten. Zudem betonte sie, sich für den interreligiösen Dialog einzusetzen. “Man muss wissen, wer man ist, wer man sein möchte, aber dann unbedingt ins friedliche Gespräch gehen.”

Aufgewachsen in Oberösterreich

Richter (54) wuchs in Bad Goisern auf, ihr Vater war Pfarrer, ihre Mutter Organistin. Ihr Theologiestudium absolvierte sie in Wien und München. Lehrtätigkeiten führten sie nach Hermannsburg, Zürich und Gießen. An der Universität Bonn war Richter von 2012 bis 2020 Professorin für Systematische Theologie mit Schwerpunkt in der Lehramtsausbildung, seit 2020 hat sie die Bonner Professur für Dogmatik und Religionsphilosophie inne.

Seit 2012 ist Richter zudem Co-Direktorin des Bonner Instituts für Hermeneutik. Seit 2024 lehrt sie auch an der University of St. Andrews in Schottland. Von 2020 bis 2024 leitete sie als erste Dekanin die Evangelisch-Theologische Fakultät und seit 2024 ist sie als erste Frau Vorsitzende des Senats der Universität Bonn. Während ihrer Lehrtätigkeit in Deutschland war Richter auch in ihrer oberösterreichischen Heimat Pfarrerin im Ehrenamt.

Tag der langen Nacht der Kirchen

Passend zu diesem Ereignis findet auch der Tag der langen Nacht der Kirchen in Österreich statt.

Krypta-Führungen, ein Glöcknerdiplom für Kinder oder ein Gespräch zwischen dem Kabarettisten Gunkl und dem Theologen Ulrich Körtner in der Lutherischen Stadtkirche in Wien: Heute sind im Rahmen der Langen Nacht der Kirchen österreichweit mehr als 2.500 Veranstaltungen geplant. Jährlich zieht dieses niederschwellige Angebot mehr als 300.000 Besucher an. Die Lange Nacht der Kirchen ist ein ökumenisches Projekt, an dem sich alle im Ökumenischen Rat vertretenen Kirchen beteiligen. Marcus Marschalek begibt sich für die „Orientierung“ auf einen Streifzug durch das bunte Angebot der Langen Nacht der Kirchen, das in St. Josef ob der Laimgrube mit einem besonderen Ereignis wirbt: Zu nächtlicher Stunde verwandelt sich dort der Kirchenraum in einen Dancefloor.