Das Drama am Grab der Titanic: Nur noch wenige Stunden Luft im U-Boot
Vom U-Boot „Titan“ und seinen Insassen fehlt weiterhin jede Spur. Immer mehr Schiffe werden zum Suchgebiet entsandt. Geräusche gaben den Suchteams erstmals einen Anhaltspunkt. Auch Akustik-Experten sind vor Ort. Doch die Zeit drängt: Bis voraussichtlich Donnerstagmittag haben die Suchteams Zeit.
Seit Sonntagvomittag wird das U-Boot „Titan“ von OceanGate vermisst. Einsatzkräfte suchen fieberhaft nach der fünfköpfigen Mannschaft. Der Sauerstoff im U-Boot dürfte nur noch bis Donnerstagmittag reichen. Konteradmiral John Mauger von der US-Küstenwache meinte um 17 Uhr gegenüber BBC: Dem Suchteam blieben noch geschätzte 20 Stunden Zeit, um das U-Boot rechtzeitig zu finden und zu bergen.
Die Vorhersage sei allerdings schwierig. Sie basiere auf dem Verbrauch der Insassen. „Einer der Faktoren, die eine Vorhersage der verbleibenden Sauerstoffmenge erschweren, ist die Tatsache, dass wir nicht wissen, wie hoch der Sauerstoffverbrauch der einzelnen Insassen des U-Boots ist“, unterstrich der Kommandeur der US-Küstenwache, der die Suche nach dem vermissten Titanic-U-Boot leitet. Es sei eine sehr komplexe und schwierige Mission, bei der rund um die Uhr gearbeitet wird.
Geräusche haben Küstenwache erstmals „einen Fokus“ gegeben
Kleiner Hoffnungsschimmer: Am Mittwoch haben Suchmannschaften Geräusche registriert. Sie klangen wie ein Klopfen und könnten aus dem U-Boot stammen. Doch es braucht Zeit, um Spezialausrüstung und geeignete Einsatzkräfte für eine Rettung unter Wasser an den Einsatzort zu bringen.
This short clip will help you understand why the Titanic mini sub is missing and why this was an accident waiting to happen. pic.twitter.com/srrXmFnoTq
— Frida Ghitis (@FridaGhitis) June 20, 2023
Das Geräusch habe der Suche dennoch erstmals „ein Ziel, einen Fokus“ gegeben, sagte die US-Küstenwache. Man arbeite eng mit führenden Akustikexperten zusammen, um das Geräusch richtig zu deuten, erklärte Mauger. Weitere Schiffe werden zum Suchgebiet vor der nordamerikanischen Küste entsandt.
Knapp vier Kilometer unter des Meeresoberfläche riss der Kontakt ab
Der Kontakt zu dem 6,5 Meter langen Mini-U-Boot war am Sonntag verloren gegangen, als es 3800 Meter tief zum Wrack des berühmten Luxusdampfers „Titanic“ hinabgetaucht war. Etwa eine Stunde und 45 Minuten nach Beginn des Tauchgangs riss der Kontakt zum Mutterschiff „Polar Prince“ ab.
Experten warnten: Die Suche sei äußerst schwierig. „Selbst, wenn es an der Oberfläche treibt, ragen von einer Gesamthöhe von 2,80 Meter höchstens 80 Zentimeter aus dem Wasser. Das ist je nach Seegang kaum zu entdecken“, sagte der ehemalige U-Boot-Kommandant Jürgen Weber.
Eine prominente Crew befindet sich im U-Boot
Der Spezialist für Marineeinsätze und Autor, Mike Welham, verglich die Lokalisierung im Sender Sky News mit der Suche nach einem 50-Pence-Geldstück auf einem Fußballfeld. Frank Owen vom Submarine Institute of Australia sagte hingegen der BBC, Signale könnten darauf hinweisen, dass sich das Boot nahe oder an der Oberfläche befinde.
Press release for the establishment of the Unified Command for the 21-foot submersible, Titan, 900 miles east of Cape Cod click here: https://t.co/yvhGizVnw7#Titanic pic.twitter.com/fJPaYvovB5
— USCGNortheast (@USCGNortheast) June 21, 2023
An Bord der “Titan” befindet sich auch der Forscher Paul-Henri Nargeolet (77). Der als “Monsieur Titanic” bekannte Franzose gilt als einer der besten Experten für das Wrack des 1912 gesunkenen Luxusliners. Weitere Insassen sind der britische Abenteurer Hamish Harding (58), der mehrere Guinness-Weltrekorde hält, sowie der britisch-pakistanische Unternehmensberater Shahzada Dawood (48) und dessen 19-jähriger Sohn Suleman. Der fünfte Vermisste ist laut Betreiberfirma Oceangate Expeditions der Unternehmenschef Stockton Rush (61) als Kapitän des Bootes.
Zweifel an Sicherheit der „Titan“ nicht neu
An der Sicherheit der „Titan“ kamen zunehmend Zweifel auf. Dafür sorgten auch Aussagen von Oceangate-Chef Rush in einem Podcast des CBS-Reporters David Pogue, der 2022 mit der „Titan“ mitgefahren war. „Wissen Sie, irgendwann ist Sicherheit reine Verschwendung“, sagte Rush da. „Ich meine, wenn Sie auf Nummer sicher gehen wollen, stehen Sie am besten nicht auf. Steigen Sie nicht in Ihr Auto. Tun Sie gar nichts.“
Die BBC berichtete unter Berufung auf US-Gerichtsdokumente, ein Oceangate-Mitarbeiter habe 2018 vor potenziellen Sicherheitsproblemen gewarnt. Mängel im Karbonrumpf des Boots könnten ohne strengere Tests unentdeckt bleiben, hieß es da.
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