
"Das Gleiche mit Tisch": ORF-Premiere von "Das Gespräch" enttäuscht
Der groß Angekündigte “Im Zentrum”-Nachfolger konnte am Sonntagabend im ORF2 nicht überzeugen. Unglückliche Gästeauswahl und Einzel-Interviews statt Diskussionen ließen “Das Gespräch” mit Susanne Schnabl unter seinen Möglichkeiten bleiben.

Am Sonntagabend feierte “Das Gespräch” mit Moderatorin Susanne Schnabl seine Premiere im ORF2. Die Erwartungen an das neue Talk-Format waren hoch – frischer Wind, neue Impulse, eine spannende Gästeliste. Doch die erste Ausgabe des “Im Zentrum”-Nachfolgers konnte diesen Ansprüchen nicht gerecht werden. Statt eines mutigen Neustarts bot die Sendung vor allem das, was man ohnehin schon aus dem ORF gewohnt ist: Altbekanntes in neuer Verpackung.
Das erste Problem der Sendung war die Auswahl der Gäste. Rund 75 Prozent der Diskutierenden gehörten zu den „Ehemaligen“, was sich auch in einem hohen Altersschnitt niederschlug. Den Anfang machte Irmgard Griss, die ehemalige NEOS-Bundespräsidentschaftskandidatin, begleitet von Heidi Glück, ehemalige Beraterin von Altbundeskanzler Wolfgang Schüssel. Wenigstens der dritte Gast hatte einen aktuellen Bezug: Christian Stocker, der frisch gebackene ÖVP-Obmann, berichtete aus den laufenden Koalitionsgesprächen. Gesprochen wurde außerdem viel über die FPÖ, aber – wie im ORF nicht unüblich – in Abwesenheit der FPÖ.
Böse Zungen könnten glatt behaupten, dass ein Teil des neuen Konzeptes ist, dass jeder Diskussionsteilnehmer älter sein muss als die Moderatorin – denn auf diese Weise kann der ORF sicherstellen, einen jugendlichen und frischen Eindruck zu machen …
Eine lebendige Diskussion entstand nicht. Stattdessen plätscherte die Sendung gemächlich vor sich hin – Einzelinterviews dominierten den Abend, aufgelockert durch Straßeninterviews mit Passanten aus Wien. Diese äußerten wenig überraschend kritische Meinungen zu einem möglichen Bundeskanzler Herbert Kickl.
Kritik an "Das Gespräch"
Die offensichtlichen Mängel des Formats blieben auch X-Nutzern nicht verborgen: “Wenn sich Themen und Einladungspolitik nicht ändern, wird’s mit dem neuen Format nicht. Gestern diskutierte die Generation 60+”, kritisierte etwa der Ökonom Bruno Rossmann. “‘Das Gespräch’ setzt die Tradition von ‘Im Zentrum’ fort, jegliche interessante tiefergehende Diskussion sofort zu beenden”, schreibt ein weiterer X-Nutzer. “Bin total enttäuscht von dem neuen Format – wäre schön gewesen, wenn auch die jüngere Generation zu Wort gekommen wäre und Vertreter aller Parteien. Muss leider umschalten”, lautet ein weiteres enttäuschtes Fazit.
Der ORF hätte mit “Das Gespräch” die Möglichkeit gehabt, einen echten Neustart zu wagen, ein breiteres Publikum anzusprechen und relevantere Diskussionen anzustoßen. Stattdessen blieb es beim Gewohnten – altbekannte Gesichter, vorhersehbare Themen und wenig Dynamik.
Wie hat Ihnen der “Im Gespräch”-Auftakt gefallen? Schreiben Sie uns Ihre Meinung gerne in die Kommentare.
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