Delikatesse der Mafia: Tiefgefrorene Siebenschläfer bei Drogenrazzia entdeckt
Die italienische Polizei hat 200 tiefgefrorene Siebenschläfer gefunden. Die Nagetiere sind eine Delikatesse der ‘Ndrangheta, der mittlerweile mächtigsten Mafiaorganisation Europas. Siebenschläfer werden zu bestimmten Anlässen serviert.
Die italienische Polizei hat einem Medienbericht zufolge in Kalabrien drei Verdächtige verhaftet, nachdem sie in einem Versteck tiefgefrorene Siebenschläfer gefunden hatte – eine Delikatesse für die ‘Ndrangheta-Mafia. Wie die Tageszeitung “Repubblica” am Samstag berichtete, fanden die Ermittler bei einer Drogenrazzia in Delianuova mehr als 200 gefrorene Siebenschläfer, verpackt für den Verkauf und Verzehr. Zudem stießen die Fahnder auf mehrere dieser Nagetiere in Käfigen.
Bei Versöhnungsbanketten zwischen sich bekriegenden Familien serviert
Der Tierschutzorganisation LIPU zufolge serviert die ‘Ndrangheta die unter Artenschutz stehenden Tiere bei Versöhnungsbanketten, um Frieden zwischen sich bekriegenden Familien zu schaffen. Demnach ist Wilderei in den Aspromonte-Bergen in Kalabrien weit verbreitet. Laut LIPU stellen Jäger Tausende von Fallen in den Wäldern auf und verkaufen illegal gefangene Siebenschläfer an Mafiosi und Restaurants.
Die italienische ‘Ndrangheta stammt aus der Region an der Spitze des italienischen Stiefels. Sie hat mittlerweile die berüchtigtere sizilianische Cosa Nostra überflügelt. Seit Mitte der 1990er Jahre gilt sie mit einem geschätzten Jahresumsatz von 54 Milliarden als mächtigste Mafia-Organisation Europas. Ihr Aktionsradius umfasst ganz Europa, Nord- und Südamerika sowie Russland und Australien. Wichtigste Einnahmequellen sind der Drogenhandel und die illegale Müllentsorgung, insbesondere von Giftmüll. Sie kontrolliert weite Teile des Kokainhandels in Europa und gilt als einer der größten Kokainimporteure weltweit.
Die Blutsverwandtschaft sichert der 'Ndrangheta engen Zusammenhalt
Vermutlich hat die ‘Ndrangheta etwa 60.000 Mitglieder. Sie umfasst etwa 90 Clans. Im Gegensatz zur Cosa Nostra basiert die Mitgliedschaft weit stärker auf Blutsverwandtschaft, mit der ein größerer Zusammenhalt einhergeht. Die einzelnen Mitglieder nennen sich ’ndrinu und der Clan selbst ’ndrina. Will sich eine ’Ndrina ausdehnen, muss eine ihrer Frauen in eine andere Familie einheiraten – auch gegen ihren Willen.
Erste Nachweise über die Existenz dieser Geheimorganisation reichen bis in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts zurück. Aber erst vor wenigen Jahren gelang es der italienischen Polizei das Aufnahmeritual zu filmen. Dabei schwört das neue Mitglied “alles abzustreiten. Bis zur siebten Generation. […] Um die Ehre meiner weisen Brüder zu bewahren.” Die neu Aufgenommenen müssen auch versprechen, dass sie sich bei schweren Verfehlungen entweder mit Gift umbringen oder sich erschießen werden. “Nicht die Menschen urteilen über euch, sondern ihr selbst. Ihr müsst immer eine Kugel für euch übrig haben”. Zu den Grundprinzipien gehören unter anderem die Demut gegenüber Anderen, die uneingeschränkte Treue, deren Bruch mit dem Tod bestraft wird, eine Geheimsprache zwischen den “Ehrenwerten”, bei der die Wahrheit zu sagen das oberste Gebot ist, und eine Sprache gegenüber Polizisten und Verrätern, die nie die Wahrheit erfahren dürfen. (APA/Red)
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