Der große Check: So unterschiedlich schnell wird in Europa geimpft
Der Startschuss fiel gemeinsam: „V-Day“, nannte die Europäische Kommission den europaweiten Impfstart am 27. Dezember 2020. An den „VE-Day“ (den „Sieg-in-Europa-Tag“) erinnerte dabei aber nur der Name, nicht der Erfolg. Der Stoff fehlte überall großflächig, was dazu führte, dass man sich allerorts besonders solidarisch gab. Wie sieht es jetzt, Monate später aus? Der eXXpress hat die Fakten:
Jetzt ist mehr Impfstoff zugelassen und vorhanden und mit der Schicksalsgemeinschaft ist es vorbei. Europa ist zum Impf-Flickenteppich mutiert.
Nicht mehr in einem Boot
Zahlreiche Länder wie Großbritannien und Kleinstaaten wie San Marino könnten bald durchgeimpft sein. Wohingegen in Russland oder Bulgarien mehr als 90 Prozent der Bevölkerung nicht mal eine Erstdosis erhalten haben. Und auch in der EU, für die Brüssel zentral mit den Impfstoff-Herstellern verhandelt hat, sitzen längst nicht mehr alle in einem Boot.
Vor allem als Produktion und Lieferung des günstigen Vektorimpfstoffs AstraZeneca, auf den viele ärmere Staaten gesetzt hatten, ins Stocken geriet, begann das Ungleichgewicht. Das Vertrauen in Brüssel schwand.
Aktuell bringt der von einigen Ländern in Eigenregie bestellte russische Impfstoff „Sputnik“ Bewegung in die Sache. In Deutschland etwa schloss Bayerns CDU-Ministerpräsident Markus Söder einen Vorvertrag über 2,5 Millionen Dosen des Vakzins aus Moskau ab. Und auch in Frankreich und Österreich steht „Putins Wundermittel“ in den Startlöchern.
„Aus meiner Sicht wäre es besser und auch vertrauensfördernder gegenüber der Bevölkerung, wenn eine Instanz in einem Land oder einem Länderverbund – also die Swissmedic beziehungsweise die EMA – die Zulassung aller Impfstoffe prüft. Dabei geht es nicht um Misstrauen gegen Russland oder China, sondern einfach um wissenschaftliche Kriterien“, wird Cornelia Halin, Professorin für Pharmazeutische Immunologie an der ETH, im schweizer „Blick“ zitiert.
Ein großes Problem bleibt, dass viele Europäer der Impfung generell noch immer eher skeptisch entgegenstehen. So hätte Serbien zum Beispiel bereits Anfang März genug Impfstoff für alle Einwohner gehabt. Trotzdem liegt das Land in Sachen Impffortschritt europaweit nur auf Platz 6.
"Impf-Diplomatie"
Die Union sorgt sich derweil mehr um politische Nebenwirkungen. In Brüssel gibt man Russland und China die Schuld an der Impf-Skepsis der Bürger. Ein EU-Bericht kritisiert die Impfstoffstrategien und Desinformationskampagnen von Moskau und Peking. Mit ihrer „Impfdiplomatie“ versuchten China und Russland, „das Vertrauen in westliche Impfstoffe, in EU-Institutionen und europäische Impfstrategien zu unterminieren“.
Kommentare