Ein Jahrhundert später: Radetzky-Statue kehrt nach Ljubljana zurück
Die Bronzestatue des österreichischen Feldmarschalls Josef Radetzky kehrt nach hundert Jahren wieder in die slowenischen Hauptstadt Ljubljana zurück. Unstimmigkeiten herrschen in der Hinsicht, ob das Denkmal mit dem slowenischen Identitätsgefühl konform geht.
In der slowenischen Hauptstadt Ljubljana steht nach mehr als 100 Jahren wieder ein Denkmal für den österreichischen Feldmarschall Josef Radetzky (1766-1858). Seit dem gestrigen Dienstag schmückt eine Bronzestatue von Radetzkyden gleichen Platz vor dem Schloss Tivoli im gleichnamigen Stadtpark, wo das Denkmal für den Laibacher Ehrenbürger schon bis zum Jahr 1918 stand, wie die Tageszeitung “Dnevnik” am Mittwoch berichtete.
Die Kopie der Radetzky-Statue wurde von der Stadt Ljubljana auf den bisher leer stehenden Sockel vor dem Schloss Tivoli gestellt. Genau dort stand das Original, das sich im Stadtmuseum befindet, zwischen 1880 und 1918, bevor es nach dem Ende der Monarchie entfernt wurde. Die Rückkehr der Statue auf ihren ursprünglichen Platz hatte bereits im Vorjahr Kontroversen ausgelöst.
Die Verbindung Radetzkys mit Slowenien
Radetzky, der über seine Ehefrau mit dem heutigen Slowenien verbunden war, hatte das Schloss Tivoli einige Jahre in seinem Besitz. Er ließ den umliegenden Park herrichten und ihn für die Öffentlichkeit öffnen, weshalb er zum Ehrenbürger von Ljubljana ernannt wurde. Radetzky, der auch ein Schloss in der Oberkrainer Stadt Trzic besessen hatte, hatte in Ljubljana ein zweites Denkmal – die 1860 auf dem Kongressplatz errichtete Büste wurde 1918 ebenfalls beseitigt.
Als historische Persönlichkeit ist Radetzky nicht umstritten, dennoch entflammte angesichts der Wiedererrichtung seiner Statue unter slowenischen Experten eine Diskussion über die Problematik der Rückkehr von einst beseitigten Denkmälern ohne eine breite öffentliche Debatte und ohne historischen Kontext. Experten wiesen darauf hin, dass es problematisch sei, alte Denkmäler einfach aus den Museum-Depots zu holen und sie auf ihren ehemaligen Platz zurückzustellen ohne dabei zu berücksichtigen, dass auch ihre Beseitigung zum historischen Gedächtnis gehöre.
Ob die Statue im Einklang mit der slowenischen Identität steht, ist umstritten.
Die Kunsthistorikerin Beti Zerovc kritisierte, dass es derzeit keine Gründe für die erneute Aufstellung des Radetzky-Denkmals gebe. “Vor allem deshalb nicht, weil wir zuvor nicht geklärt haben, was das für uns als Gesellschaft, die ohnehin ernsthafte Probleme mit seiner Identität hat, bedeutet”, sagte sie laut “Dnevnik”. Derartige Denkmäler haben laut ihr auch einen politischen Kontext.
Die Stadt Ljubljana, die bereits 2015 die Rückkehr der Statue beschlossen hat, hat einen politischen Hintergrund abgestritten und betont, dass es sich bei diesem Projekt, das zur breiteren Renovierung des Stadtparks gehört, um die Erhaltung des Kulturerbes handle. (APA/Red.)
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