Erstes Urteil nach der Explosion in Beirut: Chemiekonzern Savaro haftbar
Eine Explosion in Beirut forderte im August 2020 mehr als 190 Todesopfer und verletzte 6000 Menschen. Nun entschied der High Court in London, dass der Chemiekonzern Savaro Haftung für die Opfer übernehmen muss.
Erstmals nach der Explosion im Hafen der libanesischen Hauptstadt Beirut vor zweieinhalb Jahren hat ein Gericht ein Urteil in dem Fall erlassen und Schuldige benannt. Der High Court in London entschied, dass ein Chemiekonzern Haftung für die Opfer übernehmen muss, wie Libanons Anwaltskammer am Donnerstag mitteilte. Die Richter sahen es als erwiesen an, dass die Firma namens Savaro mit Sitz in Großbritannien große Mengen Ammoniumnitrat in das Mittelmeerland geliefert hat.
Die hochexplosiven Chemikalie, die über Jahre ohne Schutzmaßnahmen im Hafen von Beirut gelagert wurde, soll die Explosion verursacht haben. Für die Angehörigen der Opfer ist es der erste juristische Erfolg in der Angelegenheit. Denn im Libanon selbst kommen die Ermittlungen kaum voran. Beschuldigte Ex-Minister und Verantwortliche aus der Justiz verzögern den Aufklärungsprozess seit langem. Viele Libanesen geben der politischen Führung die Schuld an der Katastrophe, der sie unter anderem Korruption und Vertuschung vorwerfen.
Finally happened! Court has ruled that a British Chemical Trading Company named Savaro Ltd to be liable to pay compensation to victims of the deadly explosion of explosive materials stored in #Beirut Port, #Lebanon in 2020. That explosion killed 218 people on 04/08/2020. pic.twitter.com/APgjjPOTCk
— Babak Taghvaee - The Crisis Watch (@BabakTaghvaee1) February 24, 2023
Verantwortliche wollten Savaro auflösen
Die libanesische Anwaltskammer hatte die Zivilklage in London im Namen mehrer Angehöriger angestrebt. Die Kläger hoffen, dass das Urteil Anstoß für weitere Prozesse geben wird. Im Verlauf des Verfahrens wollen die Londoner Richter nach Angaben der Anwaltskammer nun eine Entschädigungssumme für die Opfer festlegen. Um einer Strafe zu entgehen, hatten Verantwortliche des Unternehmens Berichten zufolge erfolglos versucht, Savaro aufzulösen. Der Konzern äußerte sich zunächst nicht zu dem Gerichtsbeschluss.
Bei der Explosion in Beirut im August 2020 starben mehr als 190 Menschen, 6000 wurden verletzt. Die Detonation zerstörte auch große Teile des Hafens sowie der umliegenden Wohngebiete.
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