20. Juli 2021. Zum 52 Mal jährt sich der absolute Meilenstein der Raumfahrtgeschichte – der Flug zum Mond. Ganz so weit in die unendlichen Weiten wird es Amazon-Gründer Jeff Bezos nicht führen. Trotzdem hat der reichste Mensch der Welt heute etwas geschafft, was ihn einmal mehr zur lebenden Legende macht: Gemeinsam mit seiner Besatzung ist er an der Spitze einer Rakete seines Unternehmens “Blue Origin” vom US-Bundesstaat Texas aus 100 Kilometer ins All abgehoben. Ein kleiner Kurztrip für einen Multimilliardär – aber ein Riesenschritt für die Menschheit und das Reiseverhalten der Zukunft.

eXXpressTV berichtete in einer Sondersendung live von dem historischen Event – die ganze Sendung mit Live-Kommentaren von eXXpress-Chefredakteur Richard Schmitt und Lifestyle-Lady und Allroudtalent Shadi Pouyazadeh finden Sie in Kürze hier!

Bezos ist mit dem irren Ausflug ein Eintrag in die Geschichtsbücher sicher. Bei all der Euphorie nach dem gelungenen Jungfernflug schwing aber auch ein bisschen Enttäuschung mit, denn eigentlich wollte der Amazon-Chef der erste Passagier eines privat organisierten Flugs ins All sein. Doch hier hat ihm einer aus den eigenen Reihen der reichsten Menschen der Welt einen Strich durch die Rechnung gemacht: Der britische Milliardär Richard Branson kam ihm zuvor, flog in einem Raketenjet seiner Firma Virgin Galactic in eine Höhe von 86 Kilometern, von wo aus er und seine Begleiter die Krümmung der Erde und das Schwarz des Weltalls bestaunten (eXXpress berichtete)

Kam seinem Kontrahenten zuvor: Milliardär Richard Branson völlig losgelöstScreenshot

So lief der irre Flug ab

Insgesamt dauerte der vollautomatisch ablaufende Flug rund zehn Minuten. Sobald die Triebwerke gezündet hatten, ging alles ganz schnell: Die “New Shepard” beschleunigte innerhalb von zwei Minuten auf mehr als 3700 Kilometer pro Stunde. Kurz danach trennte sich die Kapsel des Raumschiffs von der wiederverwendbaren Rakete. Die Schwerelosigkeit setzte ein, die vier Passagiere durften kurzzeitig ihre Sitze verlassen und Lachen und Jubel war zu hören. An ihrem höchsten Punkt erreichte die Kapsel mehr als 100 Kilometer über der Erde, bevor sie abgebremst von großen Fallschirmen in der westtexanischen Wüste landete.

Ein überglücklicher Jeff Bezos umarmt eine ebenso strahlende Wally Funk nach der geglückten Landung AFP / Blue Origin

Wer ist mitgeflogen?

Mehr als 100 Kilometer hoch ging die ReiseBlue Origin

Mit von der wilden Partie war Bezos jünger Bruder Mark, gelernter Marketingfachmann. Auch eine Frau war mit an Bord: Wally Funk (82) spielte in der Raumfahrtgeschichte der USA eine pikante Rolle: In den Sechzigerjahren war sie eine von 13 Pilotinnen, die ein privat organisiertes Astronautinnentraining durchliefen. Das Ganze war als Protestaktion gedacht, da die NASA damals nur Männer ins All fliegen ließ.

Den vierten Platz in der Kapsel neben Bezos besetzte der niederländische Millionärssohn Oliver Daemen.

Die "New Shepard" brachte ihre Passagiere wohlbehalten ins All und zurückBlue Origin

Was kostet der Spaß?

Richard Branson will bereits 700 Tickets für je 250.000 US-Dollar verkauft haben. 250.000 Dollar mögen viel Geld sein für vier Minuten Schweben. Experten schätzen jedoch, dass dieser Ticketpreis nicht reichen wird, um die immensen Investitionen von Branson und Bezos wieder reinzuholen. Jeff Bezos selbst hat immerhin in den vergangenen 20 Jahren immer wieder milliardenschwere Amazon-Aktienpakete verkauft, um Blue Origin am Leben zu halten.

Nach dem Kurztrip ins All ist die Kapsel mit der Besatzung wieder auf der Startrampe gelandetBlue Origin

Sportsfreund Richard Branson gratuliert via Twitter

Nach dem mit Bravour absolvierten Flug von “Team Bezos” mit Blue Origin (darum auch “Team Blue” genannt) sind die Freude und der Jubel groß – und das erkennt auch Richard Branson an. Bezos’ größter Konkurrent, der ihn in Sachen Schnelligkeit ja auch ausgestochen hatte, war sich nicht zu fein dem Milliardärskollegen via Twitter gratulierende Worte zukommen zu lassen: “”Gut gemacht @blueorigin, @jeffbezos, Mark, Wally und Oliver. Beeindruckend! Ich und das ganze Team von @virgingalactic wünschen euch nur das Beste!”, twitterte Branson nach dem erfolgreichen Abschluss der Mission.

Wer ist Jeff Bezos?

Der am 12. Jänner 1964 im US-Bundesstaat New Mexico geborene Bezos verdiente alleine im Corona-Jahr 2020 unglaubliche 3600 US-Dollar – pro Sekunde! Insgesamt belief sich sein Vermögen im Jänner 2021 auf 184,7 Milliarden Euro.

 

Bezos wuchs in einfachen Verhältnissen als Sohn eines Fahrradmechanikers und einer erst 17-jährigen Schülerin auf. Als sich die Eltern scheiden ließen, blieb er bei seiner Mutter, die später den kubanischen Einwanderer Miguel Bezos heiratete, der den vierjährigen Jeff adoptierte.

 

Als inspirierender Förderer seines technischen Talents gilt sein Großvater mütterlicherseits, Lawrence Preston Gise, der Direktor der US-amerikanischen Atomenergiekommission (AEC) in Albuquerque war. Bezos gewann bereits in seiner Schulzeit zahlreiche Auszeichnungen und Förderpreise für junge Forscher, ehe er 1981 seinen Abschluss mit Bestnoten absolvierte. Im Anschluss erhielt er 1982 einen Studienplatz an der renommierten Princeton University für die Fächer Elektronik und Informatik.