Fake News von Böhmermann über Gold: Wirtschaftsexperte entlarvt TV-Clown
Für TV-Moderator Jan Böhmermann ist Gold „politisch inkorrekt“, schließlich werde es ja über Kinderarbeit abgebaut. Unsinn, sagt nun Bestseller-Autor Markus Krall. Anders als beim Elektroauto, dessen Kauf mit Sicherheit „Kinderarbeit und Umweltfrevel fördert“, gebe es beim Gold strengste Auflagen der Metall-Börse.
In Deutschland – und auch Österreich – genießt Gold nach wie vor einen exzellenten Ruf. Vor allem in Zeiten der Rekordinflation steigt die Nachfrage. „Die Deutschen halten sehr viel mehr Gold als der deutsche Staat“, berichtete kürzlich die Wirtschaftswoche.
Einer, dem das gar nicht passt, ist TV-Moderator Jan Böhmermann. „Reden ist Silber, Rechte horten Gold“, erklärt er in seiner jüngsten Sendung. Offensichtlich misstraut der TV-Clown Menschen, die staatlichem Geld und dem Euro misstrauen. Böhmermann mag den Glauben an Gold gar nicht, der Glaube an den lieben Staat ist ihm offenbar lieber. Kein Wunder. Immerhin finanziert ja dieser Staat – mit den Geldern der Gebührenzahler – das öffentlich-rechtliche Fernsehen und damit auch Böhmermanns wöchentliche Show.
Böhmermann: „Gold lässt sogar Kinder für sich arbeiten“
Um Gold und seine Besitzer zu diskreditieren, verspottet und diffamiert Böhmermann beide in seiner jüngsten Sendung. Verhöhnung und Diskreditierung sind bei ihm ja bekanntlich gleichbedeutend mit Witz und Humor. „Gold bringt nicht mal ‘ne Dividende, keine Zinsen […] und um Gold sicher zu lagern, muss man viel Geld bezahlen“, witzelt er zunächst.
Dann unterstellt der TV-Kasperl: Goldabbau geschehe über Kinderarbeit, und sei überdies untrennbar mit Gesundheitsschäden und Umweltzerstörung durch den Einsatz von Quecksilber verbunden.
Böhmermann: „Gold ist einfach ‘ne Drecksau. – oder haben Sie schon mal einen Goldbarren im Ethikrat irgendwo sitzen sehen. Gold lässt sogar Kinder für sich arbeiten.“ Jeder, der Gold lagert, sollte sich gemäß Böhmermann schuldig fühlen: „Wenn auch Sie Gold zu Hause haben: Da kommt es her! Kleiner Chemie-Exkurs: Zur Goldgewinnung wird gerne Quecksilber verwendet und Quecksilber ist super giftig, führt bei Menschen zu irreversiblen Nervenschäden oder zum Tod, und schädlich für die Umwelt ist Quecksilber natürlich auch.“
Beim Gold kann man sich auf hohe Standards verlassen – beim E-Auto nicht
Der deutsche Bestseller-Autor und Volkswirt Markus Krall (61) lässt das nicht unwidersprochen stehen. Krall, der von September 2019 bis November 2022 Sprecher der Geschäftsführung der Degussa Goldhandel GmbH war, hatte eigentlich zunächst vor, den TV-Clown zu ignorieren, wie er auf X (Twitter) einräumt. Böhmermann hatte in der Sendung auch ihn attackiert. Auf zahlreiche Bitten hin hat Krall nun doch begonnen, sich Böhmermanns Behauptungen vorzuknöpfen. Mit einem ersten Beispiel – der vermeintlichen Kinderarbeit – fing er am Dienstag an.
Krall zur „Behauptung, dass bei der Goldproduktion Kinderarbeit, Blutgold und Umweltfrevel stattfinden. Die Wahrheit: Die Goldindustrie hat hohe Standards, die von der London Metal Exchange kontrolliert und zertifiziert werden. Wer in Deutschland Gold kauft, kann sich auf die Einhaltung dieser hohen Standards verlassen.“
Fazit: Mit Gold ist man da in besserer Gesellschaft, als mit E-Autos: „Wer sich hingegen ein Elektroauto kauft, kann fast sicher sein, dass er Kinderarbeit und Umweltfrevel damit fördert. Darf man da sagen #Böhmermannlügt?“
Ich wurde gebeten doch aufzuzeigen, wo der kleine Jan Böhmermann Unsinn redet. Daher in den nächsten Tagen wohl dosiert ein paar Beispiele:
— Dr. Markus Krall (@Markus_Krall) September 5, 2023
Behauptung, dass bei der Goldproduktion Kinderarbeit, Blutgold und Umweltfrevel stattfinden.
Die Wahrheit: Die Goldindustrie hat hohe…
Dass der TV-Clown demnächst auch E-Auto-Besitzern ins Gewissen reden wird, ist wohl nicht zu rechnen. Schließlich gilt E-Mobilität ja als politisch korrekt weil sie angeblich klimaschutz-freundlich ist. Kralls Hinweis ist auf jeden Fall wichtig.
Akkus für E-Autos benötigen Kobalt, der zu einem großen Teil im Kongo abgebaut wird
London Metal Exchange ist die größte Metallbörse der Welt. Es gibt sie seit mittlerweile 142 Jahren. Im Jahr 2019 hat sie ihre Regeln zur Bekämpfung von Kinderarbeit, Geldwäsche, Bestechung und Korruption verschärft. Hersteller, die in Hochrisiko- und Konfliktgebieten tätig sind, müssen den Nachweis erbringen, dass ihre Produkte aus verantwortungsvollen Quellen stammen. Sollten Unternehmen die Zusammenarbeit verweigern, werden sie von der Börse suspendiert.
Umgekehrt benötigen Unternehmen, die Akkus für E-Autos bauen, Kobalt. Ein großer Teil der Reserve befindet sich in der Demokratischen Republik (DR) Kongo. Für eine Studie der deutschen Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) wurden mehr als 50 Minen besucht. „Zum größten Teil findet der Kleinbergbau illegal statt“, berichtete anschließend der Experte Philip Schütte im Interview mit dem „Spiegel“. „Die Bergleute schürfen unter extrem unsicheren Bedingungen. Da werden tiefe Stollen gegraben, die Einsturzgefahr ist hoch. Häufig sterben Menschen. Außerdem werden die Bergleute in den illegalen Minen schlecht bezahlt, oft weit unter dem Mindestlohn. Der liegt in der DR Kongo ohnehin nur bei etwa vier Dollar pro Tag.“
Auch auf Kinderarbeit ist Schütte dabei gestoßen: „In einem Fall haben wir 120 Kinder gesehen, die schwere Arbeit verrichten mussten. In einem anderen Bergwerk sahen wir vier Jugendliche, die Erzsäcke transportierten. Auf den anderen 56 besuchten Minen waren insgesamt etwa 2500 Kinder anwesend oder in leichtere Tätigkeiten involviert, jedoch nicht im Sinne schwerster Kinderarbeit.“
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