Wir haben dazu die spannenden Hintergründe recherchiert: Die ansonsten eher unauffälligen und politisch unbedeutenden unabhängigen Bauernverbände in Österreich steigern aktuell ihre Aktivitäten. Hintergrund sind die anstehenden Landwirtschaftskammerwahlen in Salzburg und Niederösterreich. Die überhastet einberufene Traktordemo in Wien ließ letzte Woche die Wogen intern hochgehen. Die Demo wurde vom Chef der Agrargemeinschaft Österreich (AGÖ) Johann Konrad als „sinnlos“ und „von Haus aus zum Sterben verurteilt“ bezeichnet und als UBV-Wahlaktion abgetan. Womit Konrad letztendlich auch rechthaben sollte. Auch die FPÖ-Bauern wurden aufgrund dieser Aktivitäten sichtbar nervös und boykottierten die Demo.

Während also in diesem Lager der Bauernvertretung – kurz vor den anstehenden Kammerwahlen – ein harter interner Machtkampf um den Führungsanspruch tobt, erwies sich diese Bauerndemo am Donnerstag in Wien als Desaster und Flop. Weniger als 50 Traktoren folgten dem Aufruf des UBV, sich an der Demonstration zu beteiligen. Erstaunte Beobachter fragten sich, wogegen oder wofür überhaupt demonstriert wurde – die Botschaft blieb vielen unklar. Die gescheiterte Demo endete mit vielen ratlosen Gesichtern und einem zerstrittenen Bauernlager.

Kundgebung des Österreichischen Unabhängigen Bauernverbands (UBV) in Wien.APA/APA/HELMUT FOHRINGER

Zum Abschluss der Demo gab es Würstel und Freibier für die Landwirte. Von einem einsamen Musikanten auf einem Traktoranhänger wurde dazu das Lied „Es gibt so viel Trotteln auf der Welt“ gespielt. Nachsatz des Sängers: „Liebe Leute, nehmt es nicht persönlich.“

Vernichtende Medienberichte und veritabler Imageschaden

Diese Szenen empörten wiederum die AGÖ. Die mediale Berichterstattung rund um die Demonstration kann als veritabler Imageschaden für die Landwirtschaft in der Öffentlichkeit gewertet werden. Schlagzeilen wie „Milch, Brot und Bier machen wir. Darüber hinaus ist die Liste der Forderungen wage“ oder „Ziel dieser Traktordemo ist es, die bäuerliche Interessensvertretung zu schwächen“ oder gar „Umstrittene Sternfahrt mit dem Traktor und realitätsfremde Wünsche“.

Ranghohe FPÖ-Funktionäre übten sich in Schadensfreude ob der misslungenen Demo. Der interne Streit, Neid und Missgunst unter den unabhängigen Bauern setzt sich also kurz vor den anstehenden Kammerwahlen fort.

Weiter kein Kommentar des Bauernbunds

Aus dem Bauernbund, der in den Landwirtschaftskammern die größte Fraktion stellt, heißt es weiterhin zum internen Streit unter diesen Bauernfraktionen „Kein Kommentar“. Man bringe sich derzeit intensiv in die Regierungsverhandlungen für die Bäuerinnen und Bauern ein und arbeite, unabhängig davon ob Wahlen anstehen oder nicht, konstruktiv für die Anliegen der Landwirtschaft weiter.

Hier vermeldet Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig (ÖVP) in diesen Tagen bereits den ersten Erfolg: Die hohen Einsparungen im Budget von rund 6 Milliarden Euro treffen die Landwirtschaft nicht.