Die beiden Frauenmorde ereigneten sich binnen weniger Stunden: In der Früh zwischen 7 und 7.30 Uhr nahm ein Einheimischer (52) aus Wolfsberg im Schwarzautal (Bez. Leibnitz) seine legal besessene Schrotflinte, ging zum Haus seiner Ex-Gattin (47) und schoss auf sie. Anschließend schoss er sich mit dem Gewehr selbst ins Gesicht. Eine Tochter des Mordopfers, die sich bei den Großeltern im Nebenhaus aufgehalten hatte, entdeckte den Toten, der einmal ihr Stiefvater gewesen war – und wenig später auch die lebensgefährlich verletzte Mutter. Täter und Opfer hatten keine gemeinsamen Kinder, lebten bis zur Trennung aber mit ihrem Nachwuchs aus früheren Beziehungen in einer Patchwork-Familie zusammen.

Die Ex-Ehefrau konnte zunächst von Einsatzkräften des Roten Kreuzes noch reanimiert werden, erlag aber gegen 10 Uhr ihren schweren Verletzungen. Neben der Tochter, die bei Polizei angerufen hatte, befanden sich zum Tatzeitpunkt die weiteren schulpflichtigen Kinder der ermordeten Mutter nebenan bei den Großeltern. Sie sollen jetzt beim leiblichen Vater untergebracht werden.

Das Motiv für den 21. Femizid dieses Jahres ist noch ungeklärt.

Mehrere Zeugen beobachteten Mord auf offner Straße

Gegen 13.30 Uhr mussten Mordermittler am Samstag erneut zu einem Tatort ausrücken: Diesmal nach Strasshof an der Nordbahn (NÖ), das mit dem spektakulären Entführungsfall Natascha Kampusch traurige Berühmtheit erlangte. Die Wienerin war dort als Kind und Jugendliche 3096 Tage von ihrem Entführer Wolfgang Priklopil gefangen gehalten worden. Nachdem ihr die Flucht aus ihrem Kellerverlies gelungen war, nahm sich der Entführer das Leben. Der Ortsname von Strasshof ging um die ganze Welt.

Jetzt gerät das Dorf im Bezirk Gänserndorf erneut in die Schlagzeilen: Samstagmittag gegen 13.30 Uhr stellte ein schwedischer Staatsbürger (35) seine Ex-Lebensgefährtin (33) vor ihrem Haus direkt an der Hauptstraße, zog eine Pistole und feuerte auf sie. Für das Opfer kam jede Hilfe zu spät, es verblutete wenig später an Ort und Stelle. Mehrere Zeugen sahen das Verbrechen, der Schwede stellte sich kurz nach dem Femizid auf einer Polizeiinspektion. Er legte ein Geständnis ab, wurde festgenommen. Über das Motiv herrscht auch in diesem Fall noch Unklarheit.

Über 370 ermordete Frauen seit 2010

Mit den Frauenmorden 21 und 22 setzt sich der Trend der vergangenen Jahre fort. Österreich gehört seit langem zu jenen wenigen Ländern, in denen mehr Frauen als Männer ermordet werden. In der Regel von ihren  Freunden, Lebensgefährten, Ehemännern. Seit 2010 wurden über 370 Frauen ermordet, rund 5500 Mordversuche kommen hinzu. 80 Prozent waren Beziehungstaten, 33 Prozent der Täter waren Ausländer.