
„Frühes Geburtstagsgeschenk“: Der Grazer Attentäter war bis zuletzt online aktiv
Er galt als isoliert und zurückgezogen – doch im Netz war Arthur A. bis zuletzt hochaktiv. Mindestens zwölf Accounts soll der Grazer Schul-Attentäter betrieben haben. Minuten vor dem Blutbad postete er ein verstörendes Foto aus der Schultoilette. Seine Tat kündigte er offenbar zynisch als „sehr frühes Geburtstagsgeschenk“ an.
In der analogen Welt hatte der Grazer Schul-Attentäter anscheinend kaum soziale Kontakte, doch in der digitalen Welt war er erschreckend präsent. Die Online-Community entdeckte mindestens ein Dutzend Social-Media-Accounts von Arthur A., verteilt auf Plattformen wie X (Twitter), Tumblr, YouTube, Steam, namemc.com, start.gg, valorantstats.xyz, faceit.com und b3.gg.
Besonders auffällig: Auf b3.gg finden sich Hinweise, dass A. aktiv in Valorant-E-Sport-Clans mitspielte. Auch auf Steam lässt sich sein Nutzerverlauf bis 2015 zurückverfolgen, inklusive früher Aliasnamen.
Das letzte Posting: Minuten vor dem Massaker
Kurz vor dem Massaker war Arthur A. noch online. Am Tattag, wenige Minuten vor dem Angriff, postete er auf einem seiner zwei X-Accounts ein Foto von sich selbst – mutmaßlich aufgenommen auf der Schultoilette. Darauf zu sehen: Schwarze Springerstiefel und eine lange schwarze Hose.
Bereits am Vortag hatte er auf Tumblr ein Foto seiner Waffen veröffentlicht – einer abgesägten Schrotflinte und einer Glock 19 – versehen mit dem Satz: „A very early birthday present“. Arthur A. hätte am 23. Juni seinen 22. Geburtstag gefeiert.
Ein makabres Geschenk an sich selbst
Der Bezug zum Geburtstag war kein Zufall: Die Tat verstand er offenbar als makabres Geschenk an sich selbst. Die Selbstinszenierung zog sich durch seine gesamte Online-Präsenz. In seiner Biografie und in seinen Beiträgen glorifizierte er frühere Schul-Attentate, allen voran das berüchtigte Columbine-Massaker von 1999. Die Täter Eric Harris und Dylan Klebold nannte er „Helden“. Auch auf einem seiner YouTube-Kanäle fand sich ein Bild eines Columbine-Schützen – womöglich als abschreckendes oder verquastes Denkmal.
Besonders verstörend: Er zitierte den Satz „They look like monsters to you?“ – mutmaßlich ein Zitat aus einem Film oder eine bewusste Verdrehung seiner Perspektive.
Ego-Shooter, E-Sport und digitale Radikalisierung
Die Online-Spur ist lang: Arthur A. war in mehreren E-Sport-Teams aktiv, spielte Ego-Shooter wie Valorant und Call of Duty, nahm an Wettbewerben teil. Auf Reddit sammeln User Hinweise zu seinen Aktivitäten, darunter Links zu gelöschten YouTube-Videos, Screenshots und Beschreibungen. Auch aus seinem Alltag ist wenig Positives überliefert: Er wurde als vereinsamter Tagelöhner beschrieben, der große Teile seiner Freizeit vor dem Bildschirm verbrachte. Ermittler sehen darin ein typisches Muster digitaler Radikalisierung, verstärkt durch Isolation und Gewaltdarstellungen.
Der Fall Arthur A. zeigt auf erschreckende Weise, wie sich psychische Abkapselung, digitale Verherrlichung von Gewalt und ideologische Selbstinszenierung zu einer tödlichen Mischung verbinden können. Die Ermittlungen laufen weiter, auch zur Frage: Könnte jemand die Warnzeichen im Netz erkannt haben?
Zurzeit lässt der exxpress die vorhandenen Informationen von der Firma Foreus „Teil der RocFortis Group“ verifizieren.
Kommentare