Geflüchtete Mutter bei Ankunft in Wien: „Israel erlebt den zweiten Holocaust“
Familien, Studenten und Urlauber sind unter den Passagieren aus Israel, die am Donnerstag in Wien angekommen sind. Zurzeit erlebe Israel „den Horror“, berichten sie. Es sei „eine Katastrophe“.
Mit leichter Verspätung ist am Donnerstagnachmittag eine erste AUA-Maschine mit 176 aus Israel evakuierten Personen am Flughafen Wien-Schwechat gelandet. Die Passagiere zeigten sich erleichtert, wieder sicheren Boden unter ihren Füßen zu haben. Eine in Ashkelon – eine Stadt im Südbezirk Israels – verheiratete Mutter (25) etwa hatte sich mit ihren beiden Kindern zu in Österreich lebenden Angehörigen ausfliegen lassen. In Israel sei es jetzt „ganz schlimm“, sagte sie in der Ankunftshalle in Schwechat vor Journalisten: „Diesmal ist es Krieg.“
Sie habe sich wegen ihrer beiden kleinen Kinder entschlossen, das Land zu verlassen: „Mein Mann ist im Krieg. Er ist in der Armee.“ Sie habe sich zunächst von Ashkelon nach Jerusalem begeben („Da habe ich mich sicherer gefühlt“) und sei jetzt in Wien: „Aber mein Herz ist immer da (gemeint: in Israel, Anm.). Wir werden das durchstehen.“ Was Israel widerfahren sei, sei „der zweite Holocaust. Die ganze Welt soll das sehen.“
„Ein Traum, daheim zu sein“
Eine Wienerin (22) hatte gemeinsam mit ihrem Vater und ihrer Schwester einen insgesamt dreiwöchigen Israel-Urlaub geplant, als das Land von Hamas-Terroristen angegriffen wurde. „Seit Sonntag war es eine heftige Zeit“, berichtete die junge Frau. Sie habe ihr Hotel in Tel Aviv nicht verlassen und sei nun „froh, wieder hier zu sein“. Ein Mittdreißiger berichtete, er sei nach Raketenangriffen in einen Schutzbunker geflüchtet und hoffe jetzt, „dass das ein Ende nehmen wird und der Terror besiegt wird.“ Eine weitere Passagierin des vom Außenministerium gecharterten Airbus A320 erklärte, Israel erlebe derzeit „den Horror“, es sei „eine Katastrophe“. Dagegen sei es „ein Traum, daheim zu sein“.
Ein Wiener (31), der seit Oktober in Haifa ein Master-Studium absolviert, will dagegen dieses so rasch wie möglich wieder aufnehmen. Er hoffe, in einigen Wochen wieder zum Studieren nach Israel reisen zu können, berichtet er. Ursprünglich hätte der Mann schon am Mittwoch mit einer Hercules-Transportmaschine zurück in die Heimat gebracht werden sollen, doch wegen einer Panne fiel dieser Flug aus. „Da hätte ich mir eine bessere Planung erwünscht. Einen Tag früher oder einen Tag später aus einem Kriegsgebiet zu kommen, spielt schon eine Rolle“, hielt er fest.
Nicht nur Österreicher an Bord
Dem Außenministerium zufolge waren in der um 15.14 Uhr gelandeten Airbus-Maschine neben 139 Österreichern und deren Angehörigen auch Staatsangehörige aus Israel, Polen, Deutschland, den USA, Frankreich, Kroatien, Schweden, Ungarn und Großbritannien an Bord. Bereits vor der AUA-Maschine war ein Wiener Student (27) mittels eines Linienflugs aus Zypern nach Wien gelangt, nachdem er es am Mittwoch von Israel nach Zypern geschafft hatte. Dort organisierte sich der Student eigenständig einen weiteren Flug nach Wien. Der Student an der Angewandten hätte ein Auslandsemester in Jerusalem absolvieren sollen und befand sich seit einer Woche in Israel, als Hamas-Terroristen das Land angriffen.
Sirenen hätten ihn am Wochenende geweckt, ein Mitbewohner hätte ihm dann von Raketenangriffen berichtet, schilderte der junge Wiener: „Ich habe dann relativ pragmatisch zu handeln versucht.“ Über Tel Aviv schaffte es der junge Wiener, am Mittwoch einen Platz in einer israelischen Maschine nach Zypern zu bekommen: „Seit gestern habe ich gewusst, ich bin sicher.“ Jetzt wolle er erst einmal in seine Wohnung in Wien und schlafen, meinte der junge Mann, der von seinen Eltern am Flughafen abgeholt wurde.
Um 17.10 Uhr landete eine zweite AUA-Maschine mit mehr als 50 aus Israel evakuierten Personen, die bereits am Mittwoch von Tel Aviv nach Zypern gebracht worden waren. Für Freitag wurde vom Außenministerium noch eine weitere Maschine mit einer Kapazität von 176 Personen gechartert, die gegen Mittag von Tel Aviv nach Wien abheben wird.
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