Gemeinsame Sache mit Telefontrick-Bande: Viereinhalb Jahre Haft für Wiener Juwelier
Ein Juwelier (46) fasste Freitag am Landesgericht Wien viereinhalb Jahre Haft aus. Er soll die von einer Telefon-Trick-Bande ergaunerte Beute im Wert von 1,1 Millionen Euro in seinem Geschäft entgegengenommen haben, um sie anschließend in die Türkei zu bringen.
Der Betreiber (46) eines Wiener Schmuckgeschäfts wurde Freitag am Wiener Landesgericht wegen Beteiligung an einer kriminellen Vereinigung schuldig gesprochen. Der Juwelier soll die Beute einer Telefontrick-Bande, die vorwiegend ältere Frauen um ihre Wertsachen gebracht hat, entgegengenommen haben, um sie in die Türkei zu bringen. Insgesamt soll es sich um Schmuckstücke, Goldmünzen und Bargeld im Wert von 1,1 Millionen Euro gehandelt haben. Dafür fasste der Angeklagte nun viereinhalb Jahre Haft aus.
“Das war etwas ganz Abscheuliches und etwas ganz besonders Verwerfliches”, bemerkte der Vorsitzende eines Schöffensenats in Richtung des Geschäftsmanns. Der Angeklagte sei “essenziell für das Funktionieren” der kriminellen Machenschaften gewesen. Aufgrund seiner gewichtigen Rolle müsse er daher aus generalpräventiven Gründen strenger für seine Beteiligung am schweren gewerbsmäßigen Betrug bestraft werden, “als die Laufburschen, die das Geld und den Schmuck abgeholt haben”, wie der Richter erläuterte. Der bisher unbescholtene Juwelier erbat Bedenkzeit, der Staatsanwalt gab vorerst keine Erklärung ab. Das Urteil ist somit nicht rechtskräftig.
Die von der Türkei aus operierende Bande, die mit es mit Fake-Anrufen auf das Vermögen oder die finanziellen Reserven älterer Personen abgesehen hat, treibt seit mehreren Jahren ihr Unwesen. Die Anrufer geben sich als Polizisten aus und bringen ihre Opfer dazu, anderen Bandenmitgliedern Wertsachen zu übergeben. Dabei wird den Angerufenen vorgegaukelt, dass ihr Bargeld oder ihr Schmuck nicht mehr sicher seinen und sie es vorsorglich der Polizei aushändigen sollen.
Schmuckgeschäft diente als "Umschlagplatz für Abholer"
Der Juwelier stand zumindest telefonisch in Kontakt mit dem Kopf der Bande, der von der Türkei aus die Strippen zieht. Vor Gericht bezeichnete der Angeklagte den Boss als seinen “großen Freund”. Sein Geschäft fungierte als “Umschlagplatz” für mehrere “Abholer”, die – teilweise mit gefälschten Polizeikokarden – Wertsachen aus den Wohnungen der Opfer geholt hatten. Die Abholer wiederum hatten Anweisungen erhalten, die Beute anschließend dem Juwelier zu bringen.
Der Geschäftsmann zeigte sich zu den Vorwürfen geständig. “Tschuldigung, dass ich das gemacht habe”, sagte er. Im Rückblick verstehe er sein Verhalten nicht: “Das war kaputt.” Mehr wollte der gebürtige Türke, der seit 25 Jahren in Österreich lebt, nicht angeben. Er machte von seinem Aussageverweigerungsrecht Gebrauch. Somit blieb auch die Frage offen, wie viel er für seine kriminelle Tätigkeit kassiert hatte.
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