Rave und Kirche: Wie passt das zusammen? Ein Rave ist eine Tanzparty mit elektronischer Musik wie Techno oder House, zu der Lichtershows, Laser, Nebelmaschinen, aber oft auch Drogen, gehören. Katholische Kirchen sind nicht gerade Orte, die mit „tobendem“ und „rasendem“ (aus diesen Partizipien leitet sich der englische Begriff „Rave“ ab) Clubbing in Verbindung gebracht werden.

Eine Instagramseite und Eventwebsite werben nun mit „Österreichs erster Church Rave“. Diese soll Anfang Mai in der Canisiuskirche in Wien-Alsergrund stattfinden. Tickets sind schon verfügbar. „Zwei Floors. Zwei Welten. Techno. Hard Dance“ – so wird das Clubbing beworben. „Ein Moment, in dem der heilige Raum zur Bühne für das Unbekannte wird“, heißt es weiter. Dann wird beschwichtigt: Die Kirche bleibe ein heiliger Ort und werde mit „größtem Respekt behandelt“. Das Event sei in Absprache mit der Kirche organisiert und offiziell genehmigt.

„Wir haben uns überrollt gefühlt“

Doch so reibungslos wie es dargestellt wird, läuft es hinter den Kulissen nicht ab. Eine Eventagentur sei an den Pfarrprovisor von Canisius, John Njenga Nganga, herangetreten und habe gefragt, ob ein Event mit „elektronischer Musik“ in der Kirche stattfinden könnte. „Wir haben zugesagt, ohne genaue Details zu wissen“, sagt eine Pfarrmitarbeiterin gegenüber dem Exxpress. „Aus elektronischer Musik wurde Rave. Damit haben wir nicht gerechnet. Wir haben uns überrollt gefühlt“, berichtet sie. Im August 2023 wurden in der Kirche schon „Candlelight-Konzerte“ aufgeführt. Das Team der Pfarre dachte, dass die Eventagentur im Mai Ähnliches plane.

Hohe Sicherheitsauflagen und Störung der Anrainer befürchtet

Jetzt hat die Pfarre Canisius entschlossen, dass das Clubbing in der Kirche nicht stattfinden kann, wie aus einer E-Mail des Pfarrprovisors Njenga Nganga an exxpress hervorgeht. Njenga Nganga argumentiert damit, dass für eine Veranstaltung wie „Church Rave Vienna“ jede Menge behördlicher Genehmigungen gemäß dem Veranstaltungsgesetz erfüllt sein müssen. „Bis zum heutigen Tag ist bei den zuständigen Stellen nach unseren Informationen kein derartiger Genehmigungsantrag eingelangt“, schreibt er in der E-Mail.

Die Auflagen brauchen eine längere Vorlaufzeit, die jetzt nicht mehr gegeben sei. Sorgen mache man sich auch um die Anrainer, die durch den Rave gestört werden würden. Das Clubbing ist nämlich von 23 Uhr bis 4 Uhr früh vorgesehen.

„Ich bin nicht gläubig, aber das ist eine Frechheit!"

Ob die Eventagentur schon über die Absage informiert wurde? Tickets für das „Church Rave Vienna” sind nach wie vor erhältlich, die günstigeren Tickets sogar schon ausverkauft.

Die Kommentare unter den beiden Instagram-Ankündigungen des Accounts „churchrave.vienna“ sind überwiegend kritisch. „Gottlos, aber leiwand“, kommentiert ein Nutzer. Ein anderer schreibt: „Ich bin zwar nicht gläubig aber das ist eine Frechheit. Wenn man das in einer Synagoge oder einer Moschee gemacht hätte wären alle ausgerastet“. Ein weiterer Post geht in eine ähnliche Richtung: „Wann Moschee Rave im islamischen Zentrum?“. Einige andere Instagram-Nutzer finden, dass eine Kirche kein passender Ort für ein Rave sei.

Vergangenen August fand schon der „Open Church Rave“ statt. Dieses Clubbing wurde allerdings nicht in einer Kirche veranstaltet, sondern am Platz vor der Karlskirche. Veranstalter waren das DJ-Kollektiv Verum Gaudium und der Kreuzherrenorden der Karlskirche.