Der italienische Politiker Dario Franceschini, ein ehemaliger Kulturminister von der Mitte-Links-Partei der Demokraten, kündigte an, im Parlament in Rom einen Gesetzesvorschlag einreichen zu wollen, der vorsieht, dass Babys bei der Geburt automatisch den Nachnamen ihrer Mutter erhalten. Auf die Ankündigung ist in Italien flugs eine hitzige Debatte entbrannt.

Franceschini argumentierte, dass das Gesetz „ein historisches Unrecht korrigieren“ würde. Sein Vorstoß folgt auf ein Urteil des italienischen Verfassungsgerichts aus dem Jahr 2022, das die Praxis, Neugeborenen automatisch den Nachnamen des Vaters zu geben, als „diskriminierend und schädlich für die Identität des Kindes“ bezeichnete.

Von Seiten des Gerichts hieß es damals, dass Kinder die Nachnamen ihrer Eltern in jener Reihenfolge erhalten sollten, für die sich diese entschieden hätten, es sei denn, sie haben sich darauf geeinigt, dass ihre Kinder nur einen der beiden Namen bekommen sollen. Franceschinis Vorschlag würde da aber noch weiter gehen.

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Jahrhundertalte Ungerechtigkeit

Der Links-Politiker führte darüber hinaus ins Treffen: „Es ist eine Entschädigung für eine jahrhundertealte Ungerechtigkeit, die nicht nur einen symbolischen Wert hatte, sondern auch eine kulturelle und soziale Quelle der Geschlechterungleichheit war.”

Wie in vielen anderen Ländern werden auch in Italien Neugeborene automatisch mit dem Nachnamen des Vaters behördlich registriert, wobei der Nachname der Mutter nur dann in Frage kommt, wenn der Vater im Leben des Kindes nicht anwesend ist.

Franceschini versprach, er werde den Gesetzentwurf in den nächsten Tagen einbringen – sehr zum Ärger von Mitgliedern der weit rechts stehenden Regierungskoalition von Giorgia Meloni. Die Regierung lehnt die Verabschiedung des von Franceschini angestrebten Gesetzes ab.

Der Links-Politiker Dario Franceschini in der MitteIMAGO/Independent Photo Agency Int.

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