"History": Die Festung des Kaiserreichs – belagert, genommen, zurückerobert
Diesmal widmet sich “History” der ebenso spektakulären wie dramatischen Geschichte der 700 Kilometer langen Festung im Osten des Habsburgerreiches. Sie diente der Abwehr des zaristischen Russlands. Tragische Szenen spielten sich hier während des Ersten Weltkriegs ab.
700 Kilometer von Wien entfernt befand sich die Festung des Kaiserreichs, an der ukrainischen Grenze. Im Laufe des 19. Jahrhunderts wurde sie immer weitergebaut, schließlich hatte sich ab 1856, nach dem Krimkrieg, das Verhältnis zum zaristischen Russland massiv verschlechtert. Zuvor waren die Beziehungen eigentlich sehr gut gewesen, doch wegen Österreichs fehlender Unterstützung an der Krim war Russland sehr verärgert. Der Raum, in dem die Festung errichte wurde – Mittelgallizien – war in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts zur Habsburgermonarchie übergegangen. Dramatisch sollte die Kämpfe rund um die Festung während des Ersten Weltkriegs werden.
Der Direktor des heeresgeschichtliche Museums Christian M. Ortner widmet sich im Gespräch mit eXXpress-Chefredakteur dieser ebenso faszinierenden, wie auch höchst bedrückenden Geschichte, vor allem während des Ersten Weltkriegs. Damals kam der Fest ung eine wichtige Rolle zu. Sie war eine der Schlüsselpositionen der Habsburgermonarchie. Zwei Sturmangriffe unternahmen die russischen Truppen auf sie. Den ersten Angriff konnte die K.u.K.-Armee abwehren – zu ihrem eigenen Erstaunen. In der Monarchie hatte man nicht damit gerechnet, unter anderem wegen der veralteten Waffen. Auf russischer Seite hatte die Einnahme der Festung hingegen höchste Priorität gehabt, allein schon aus propagandistischen Gründen.
Verheerend sollte der zweite Angriff ab Herbst 1914 werden, der immerhin 133 Tage anhielt. Die Habsburgermonarchie musste bereits deutlich mehr Soldaten als geplant versorgen, denen überdies der kalte Winter zu schaffen machte. Am Ende übergab Österreich-Ungarn die gesamte Festung an Russland, nicht ohne vorher alle Waffen und alle Munition zu verschießen und die gesamte, über Jahrzehnte errichtete Festung binnen 24 Stunden mehr oder weniger zu zerstören – zum Entsetzen und großen Enttäuschung der Russen. Damit nicht genug: 110.000 Soldaten, darunter neun Generäle, wurde Kriegsgefangene Russlands. Es war die erste große Masse an Kriegsgefangenen, mit deren Versorgung die Russen freilich komplett überfordert. Schon bald machten sich Seuchen breit. Sehr viele Soldaten starben in der Gefangenschaft.
Später konnte die Festung mit Hilfe Deutschlands wieder eingenommen werden, ohne als dass sich die Russen sonderlich um ihre Verteidigung gekümmert hätten.
Christian M. Ortner erzählt diese spannende Geschichte nach und widmet sich auch den Fehlern und falschen Einschätzungen auf beiden Seiten während des Kriegs.
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