"Ich lass mich höchstens gegen die Politik impfen": eXXpress hat sich in Wien umgehört
„Sind Sie bereits gegen das Coronavirus geimpft“, fragte der eXXpress Passanten im 12. Und 15. Wiener Bezirk. Zu Wort kommen dabei Menschen mit und ohne Migrationshintergrund. Die Antworten könnten unterschiedlicher nicht sein. Doch einen Trend gibt es zu erkennen. Viele lassen sich vor allem impfen, um „ihre Ruhe“ zu haben.
„Ich lass mich höchsten gegen die Politik impfen“, erklärt uns ein Wiener, der sich „pumperlgsund” fühlt, obwohl er seit seinem siebten Lebensjahr nicht geimpft ist. Zum Impfen trieben, das klingt in manchen Antworten der Ungeimpften mit, könnte höchstens ein Zwang. „Freiwillig möchte ich nicht“, erklärt ein Mann.
Schleppender Impffortschritt – vor allem in Wiens Problembezirken
Momentan sind insgesamt 49,2 Prozent der Österreicher vollständig immunisiert, das sind 66 Prozent der „impfbaren”, also über 12 Jahre alten Bevölkerung. Wie Experten in den letzten Monaten immer wieder betonten, sei für eine Herdenimmunität aber eine Durchimpfungsquote von 80-90 Prozent nötig. Von dieser scheint Österreich weit entfernt zu sein – am Sonntag war der wöchentliche Impfdurchschnittswert so niedrig wie zuletzt Anfang Juni.
Zusammenhang zwischen Impfbereitschaft und Migration durchaus vorhanden
Ob Menschen mit Migrationshintergrund dem österreichischen Gesundheitssystem generell kritischer gegenüberstehen oder ob die Ablehnung der Impfung religiöse Komponenten hat, ist noch nicht erhoben. Zu beobachten ist jedenfalls, dass im 15. Bezirk, Rudolfsheim-Fünfhaus, 48,1 Prozent der Einwohner Migrationshintergrund haben und der Impfanteil der zweitniedrigste in Wien ist – er liegt bei 32,86 Prozent.
Auch scheint es, als wäre die Impfbereitschaft in den Bezirken, in denen die Bevölkerung am homogensten ist, am höchsten. Im 23. Wiener Gemeindebezirk, dem Teil der Stadt mit dem geringsten Migrationsanteil, ist der Impffortschritt nach der Inneren Stadt am höchsten (49,12 Prozent).
Abgesehen von der Migrationshintergrund-Theorie und den einhergehenden, von der Stadt Wien als ausschlaggebend hervorgehobenen Kommunikationsproblemen und Missverständnissen, gibt es einen weiteren, sehr umhomogenen Teil der Bevölkerung, der nicht geimpft ist. Und das, obwohl sowohl Impfstoff als auch Impftermine im Überfluss vorhanden sind. Zu diesem Teil gehören viele junge Menschen, aber auch politisch Andersdenkende und überzeugte Impfgegner oder Skeptiker.
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