Im Interview: Bill Gates lacht über seine Rolle als „Corona-Sündenbock“
Microsoft-Gründer Bill Gates (66) wurde für einige Corona-Skeptiker zum bösen Gesicht der Pandemie. In einem Interview verrät der glühende Impf-Fan nun, dass er darüber herzhaft lachen kann. Er selbst freue sich lieber über die positiven Aspekte der Pandemie – wie etwa den Erfolg der mRNA-Technologie.
In einschlägigen Internetforen liest man immer wieder, dass er hinter all dem stecken soll. „Bill Gates will uns mit den Impfungen manipulieren“, heißt es dort etwa. Der Software-Erfinder sei immerhin einer der großen Profiteure der Corona-Pandemie. Gates selbst kann über diese Vorwürfe nur lachen.
Falsche Gerüchte halten Menschen von der Impfung ab
„Die Vorstellung ist skurril, dass ich das gestartet habe, davon profitiere oder scharf darauf sein könnte, den Aufenthaltsort von Leuten zu wissen, weshalb ich 5G-Aufpasser in den Impfstoff gemischt haben soll“, witzelt Gates im Interview mit der „Süddeutschen Zeitung“. Bei solchen Verschwörungstheorien falle es dem Microsoft-Gründer schwer, ernst zu bleiben. Gates hoffe, dass es sich um eine sehr, sehr kleine Gruppe von Leuten handelt und die Vernunft zurückkehrt. „Die wahre Tragödie ist doch, dass diese falschen Gerüchte dazu führen können, dass Menschen sich nicht impfen lassen“.
One of the benefits of being 65 is that I’m eligible for the COVID-19 vaccine. I got my first dose this week, and I feel great. Thank you to all of the scientists, trial participants, regulators, and frontline healthcare workers who got us to this point. pic.twitter.com/67SIfrG1Yd
— Bill Gates (@BillGates) January 22, 2021
Corona brachte auch viel Grund zur Freude
Aber Gates schlägt auch ernste Töne an. Er erzählt davon, dass er eigentlich gedacht hätte, die Pandemie würde die Menschen zusammenbringen. Schuld an der Spaltung der Gesellschaft sei für ihn vor allem die frustrierende Desinformation gewesen. Diese hätte die Menschen gegeneinander aufgehetzt. Dabei hätte uns Corona auch so viel Grund zur Freude gebracht. Gates freue sich etwa über den Erfolg der mRNA-Technologie oder den übermenschlichen Einsatz der Mitarbeiter im Gesundheitswesen. Desinformation habe all das zersört. “Über Desinformation werden wir noch eine Weile reden, und ich werde nie verstehen, warum gerade ich rausgepickt wurde für die Rolle des Sündenbocks”, so Bill Gates.
"Wir hatten noch Glück"
Generell sei die Masken- oder Impfpolitik erheblich kontroverser, als Gates das erwartet hatte. Dabei hätten wir allen Grund noch froh zu sein. “Wir hatten noch Glück, sie hätte zehnmal so tödlich sein können”, so Gates. “Viele Menschen, mich inklusive, konnten aber vor dem beachtlichen Risiko gewarnt und über Gegenmaßnahmen informiert werden”.
Widerstand gegen Impfung nichts Neues
Warum sich trotzdem viele Menschen gegen gas Impfen verwehren? Bill Gates erklärt das in der “SZ” so: “Impfungen sind nicht besonders intuitiv – jemand sticht einem mit einer Nadel in den Arm und drückt eine fremde Substanz in den Körper”. Nun hätte sich aber herausgestellt, dass die Impfstoffe großartig seien. Aber Widerstand gegen und Ärger mit Impfstoffen hätte es schon immer gegeben, selbst mit dem Impfstoff gegen Kinderlähmung, der ja nur mit einem Tropfen in den Mund verabreicht wird. “In Nigeria hatte sich zum Beispiel das Gerücht verbreitet, dass dies eine Sache aus dem Westen sei, um Frauen unfruchtbar zu machen. Die zuständigen Behörden mussten die religiösen Führer vor Ort überzeugen, dass sie für die Impfung werben. Während einer außergewöhnlichen Krise suchen die Menschen nach einfachen Erklärungen – sie suchen die eine böse Person, finden sie und schaffen sie sich vom Hals. Diese Sicht ist stärker präsent, als ich es erwartet hatte”, konstatiert Gates.
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