Jahrhundertprozess: Pastorin (61) ließ Ehemann (42) von eigenen Kindern ermorden
Es war der aufsehenerregenste Prozess des Jahres: Eine brasilianische Ex-Politikerin und Kirchengründerin hatte ihre eigenen Kinder als Auftragskiller angeheuert – um den Vater der Großfamilie umzubringen. Sie selbst war ganze ganze sechs Mal an der Umsetzung dieses Vorhabens gescheitert.
Dieses Verbrechen schaffte es weltweit in die Schlagzeilen: Die prominente und beliebte brasilianische Politikerin Flordelis dos Santos de Souza (61) ließ ihren Ehemann töten – von den eigenen Söhnen. Die 55-fache Mutter – einige ihrer Kinder sind adoptiert – versuchte im Vorfeld sechs Mal, den 19 Jahre jüngeren Anderson do Carmo (42) mit Zyankali zu vergiften – ohne Erfolg. 2019 wurde der Pastor dann mit 30 Schüssen in die Brust getötet – von seinem eigenen Sohn und dem Adoptivsohn seiner Gattin. Nun wurde sie von einem Gericht zu 50 Jahren Haft verurteilt.
Mehrere Familienmitglieder involviert
Das Mordkomplott war Familiensache, zahlreiche Kinder und Enkel waren in die Tat und die Planung involviert oder wussten Bescheid. Flordelis’ Mitangeklagte, ihre Tochter Simone Rodrigues, wurde wegen ihrer Beteiligung an den versuchten Morden an ihrem Vater zu mehr als 31 Jahren verurteilt. Sohn Flavio, der die Mordwaffe abgefeuert hatte, wurde bereits im letzten Jahr zu 33 Jahren Gefängnis verurteilt. Auch der Adoptivsohn Lucas Cézar erhielt sieben Jahre Haft, weil er beim Kauf der Mordwaffe geholfen hatte. Hinzu kommen vier weitere Personen, die involviert sind, darunter ein leiblicher und ein Adoptivsohn von Flordelis. Zwei weitere Kinder von Flordelis und eine Enkelin wurden vom Vorwurf des Mordes und des versuchten Mordes freigesprochen.
Die evangelische Pastorin erfreute sich bis zum Tatzeitpunkt an großer Beliebtheit in der Bevölkerung. Bei Kommunalwahlen 2018 war sie stimmenstärkste Politikerin in Rio de Janeiro. Sie war medial als hingebungsvolle Mutter und gläubige Christin bekannt. Ihren Ehemann lernte sie kennen, als er noch ein Teenager war. Sie beteuerte vor Gericht, nichts von dem Verbrechen gewusst zu haben. Dies sei von Menschen, die sie liebten, begangen worden, um sie vor sexueller und körperlicher Gewalt ihres Ehemannes zu beschützen. Das Gericht hielt die Politikerin hingegen für den Kopf hinter dem Verbrechen, das wie ein missglückter Raubüberfall aussehen sollte. Das Tatmotiv sei Geld gewesen, das Opfer habe die Familienkasse rigide verwaltet und gewisse Familienmitglieder bevorzugt behandelt. Auch soll es um Macht über die gemeinsam gegründete evangelikale Kirchengemeinde gegangen sein, das “Ministerio Flordelis”.
Den 19 Jahre jüngeren Do Carmo lernte sie kennen, als dieser noch ein Teenager war. Später gründete das Paar seine eigene Kirche.
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