Kaum noch Erstimpfungen: Die Ankündigung der Impfpflicht schreckt bisher ab
Mit der Debatte über die Impfpflicht erreichte die Regierung bei Ungeimpften das Gegenteil. Zahlen aus dem Gesundheitsministerium belegen: Seit der Ankündigung des neuen Gesetzes sinkt die Anzahl der Erstimpfungen immer weiter nach unten.
74 Prozent der Österreicher sind zumindest einmal geimpft, um “satte” zwei Prozent mehr als vor einem Monat. Sollte die Impffreude der bisher Ungeimpften in eben diesem Tempo weiter vorangehen, wird es noch acht Monate dauern, bis Österreich die angestrebte Impfquote von 90 Prozent erreicht – falls überhaupt. In welchem Stadium sich bis dahin Virus und Spitalsauslastung befinden werden, weiß ohnehin keiner.
Mit ihrer Debatte rund um die Impfpflicht hat die Regierung bisher nichts erreicht. Im Gegenteil. Das belegen die Zahlen aus dem Gesundheitsministerium.
Ende Mai und Anfang Juni ließen sich besonders viele Menschen erstmals gegen Corona impfen. In der ersten November-Hälfte konnte zumindest ein kleiner Impfturbo nochmals gezündet werden. Damals ließen sich wieder deutlich mehr Menschen ihre erste Dosis verabreichen, genauso viele wie im Frühsommer.
Doch dann folgte ein weiterer Lockdown, Omikron und der Beschluss von Regierung und Landeshauptleuten, mit 1. Februar 2022 eine Impfpflicht einzuführen. Seither sinken die Zahlen der Erstimpfungen immer weiter in den Keller. Völlig ungenutzt blieb die Weihnachtszeit – der eXXpress berichtete. 0,3 Prozent der Österreicher ließen sich zuletzt im Sieben-Tage-Schnitt ihre ersten Stich verpassen, ein Rekordtief seit Beginn des bundesweiten Impfstarts vor einem Jahr.
Denkfehler der Politik
“Seit Ankündigung der Impfpflicht wird erst recht keine ernsthafte Überzeugungs- und Erklärungsarbeit geleistet”, kritisiert der Journalist Johannes Huber auf seinem Blog “diesubstanz.at”. Die Politik beging einen Denkfehler, als sie glaubte, die Menschen müssten sich bald ohnehin impfen lassen, weshalb weitere Impfkampagnen vernachlässigt wurden.
“Dieser Zugang war und ist umso fataler, als Widerstände und Vorbehalte gegen die Impfung durch die geplante Pflicht eher wieder verstärkt worden sind.” Darüber hinaus seien auch die Impfpflicht-Vorbereitungen ” zunehmend misstrauensbildend” gewesen, so zahlreich waren die vielen Pannen. Die ELGA ließ etwa drei Wochen vor dem 1. Februar wissen, dass sie die Vorbereitungen auf die Impfpflicht nicht vor April abschließen wird können. Auch im Gesetzestext wirft Fragen auf.
Der Gesetzgeber selbst rechnet mit Pannen
Der Gesetzgeber selber scheint nämlich dem System zu misstrauen: Ungeimpfte, denen eine Geldstrafe von bis zu 3600 Euro droht, können nämlich nachträglich “durch eine Eintragung im zentralen Impfregister” oder “Vorlage des Impfasses oder einer ärztlichen Bestätigung” ihre Impfung noch nachweisen. Dazu Huber: “Wer immer das im Begutachtungsentwurf festgelegt hat, geht davon aus, dass es Systemfehler geben wird; dass Leute zu Unrecht zur Kasse gebeten werden.”
Hinzu kommen die noch offenen Fragen zu Omikron, etwa wie schwer der Verlauf bei Ungeimpften im Vergleich zu Geboosterten sein wird, ob eine Durchseuchung, auch ohne höhere Impfquote, Sinn machen könnte, und wie lange die Impfung wirkt.
Fakt ist: Der Impfturbo zündet zurzeit wenn überhaupt nur noch bei den bereits Geimpften: Die meisten Stiche, die seit Dezember verabreicht wurden, waren Booster- oder Zweitimpfungen.
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