Keine Großevents, keine Öffis: Lockdown in Frankreich nach wüsten Krawallen
Zahlreiche Gegenden Frankreichs glichen einem Kriegsschauplatz: Drei Nächste lang wüteten Mobs auf den Straßen. Sie setzten 2000 Autos in Brand, und rund 400 Gebäude. Nun schränkt Macron das öffentliche Leben deutlich ein.
Mit Einschränkungen des öffentlichen Lebens will die Regierung in Frankreich die schweren Krawalle nach dem Tod eines jugendlichen Algeriers durch einen Polizeischuss eindämmen. Landesweit soll der Nahverkehr mit Bussen und Straßenbahnen am Freitagabend nach einer Anweisung von Innenminister Gérald Darmanin um 21.00 Uhr eingestellt werden.
Großereignisse wie Konzerte wurden abgesagt, der Verkauf und das Mitführen von Feuerwerkskörpern und brennbaren Stoffen wurden verboten. Den nationale Notstand rief die Regierung allerdings bisher nicht aus.
Macron warnt vor Gewalteskalation durch soziale Netze
Nach der dritten Nacht mit Unruhen in ganz Frankreich appellierte Präsident Emmanuel Macron am Freitag an das Verantwortungsbewusstsein von Eltern. Sie müssten ihre jugendlichen Kinder von der Teilnahme an Krawallen abhalten. Der Präsident machte auch die sozialen Netzwerke für die Gewalteskalation der vergangenen Tage verantwortlich. Dort seien gewalttätige Versammlungen organisiert worden. Außerdem habe er das Gefühl, dass einige Jugendliche auf der Straße Videospiele nachahmten. Macron kündigte an, dass die Behörden gegen Menschen vorgehen werden, die über die sozialen Netzwerke zu Krawallen aufrufen.
Premierministerin Élisabeth Borne hatte zuvor angekündigt, “alle Hypothesen” zu prüfen, um schnell wieder zur “republikanischen Ordnung” zurückzukehren – auch die Ausrufung des landesweiten Notstands hatte sie nicht ausgeschlossen. Die französische Regierung entschied sich zunächst jedoch dafür, den Einsatzkräften den Rücken zu stärken und dem Innenministerium “zusätzliche Mittel” zur Verfügung zu stellen. Was das konkret bedeutet, blieb zunächst unklar.
Ein junger Mann stürzte von Dach und starb
Am Rande der seit Tagen anhaltenden gewalttätigen Proteste in Frankreich stürzte am Freitag ein junger Mann von einem Dach und starb. Wie Polizei und Staatsanwaltschaft am Freitagabend mitteilten, ereignete sich der Vorfall in der Nacht zu Freitag an einem Supermarkt im nordfranzösischen Petit-Quevilly nahe der Stadt Rouen in der Normandie. Die genauen Umstände waren zunächst unklar.
40.000 Polizisten in der Nacht im Einsatz
Im Großraum Paris und in weiteren Städten gab es von Donnerstag auf Freitag in der dritten Nacht in Folge Ausschreitungen. Knapp 2000 Autos gingen in Flammen auf und an rund 500 öffentlichen Gebäuden wie Polizeiwachen und Rathäusern wurde Feuer gelegt und Polizisten wurden mit Feuerwerkskörpern angegriffen. Mehrere Hundert Menschen wurden nach Angaben des Innenministeriums festgenommen und über 200 Polizeibeamte verletzt. Landesweit waren in der Nacht 40.000 Polizisten im Einsatz, um sich den Ausschreitungen entgegenzustellen, 5000 davon in Paris.
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