Kritik am Kurs: EnBW-Chef warnt vor Risiken
Der Vorstandsvorsitzende des drittgrößten deutschen Energiekonzerns EnBW, Georg Stamatelopoulos, äußert deutliche Zweifel an den Plänen des Bundeswirtschaftsministeriums zur zukünftigen Energieversorgung in Deutschland. In einem klaren Appell kritisierte er die Strategie, die Energieversorgung zunehmend auf erneuerbare Quellen wie Wind und Sonne zu stützen, ohne dabei ausreichende Alternativen für Zeiten einzuplanen, in denen weder Wind noch Sonne ausreichend Energie liefern.
Stamatelopoulos sieht in der angestrebten klimaneutralen Energieerzeugung einen grundlegenden Schwachpunkt: „Ohne steuerbare Kraftwerke, die einspringen, wenn erneuerbare Energien nicht ausreichen, ist eine stabile Stromversorgung nicht gewährleistet.“ Damit kritisiert er die Strategie, auf die Deutschland in Zukunft größtenteils zurückgreifen will.
Stamatelopoulos sprach von einer „Feuerwehr des Systems“, die flexibel einspringen müsse, wenn erneuerbare Energien nicht ausreichen. Er kritisierte, dass Deutschland sich nicht an erfolgreichen Modellen in anderen EU-Ländern orientiere, obwohl diese als Vorbilder dienen könnten.
Im Fokus der Kritik steht der geplante Kapazitätsmechanismus, der bis 2028 eingeführt werden soll. Dieser Mechanismus sieht vor, dass Kraftwerksbetreiber dafür entlohnt werden, Kraftwerke bereitzuhalten, auch wenn diese nur selten zum Einsatz kommen. Stamatelopoulos zweifelt an der Praktikabilität dieses Modells.
Schwacher Fortschritt im Bereich Wasserstoffenergie besorgt den EnBW-Chef
Ein weiterer Schwerpunkt seiner Kritik ist die schleppende Umsetzung der Kraftwerksstrategie, insbesondere im Hinblick auf wasserstofffähige Gaskraftwerke. Diese Kraftwerke, so Stamatelopoulos, seien unerlässlich für das Gelingen der Energiewende und den geplanten Ausstieg aus der Kohleverstromung. „Wir brauchen pragmatische Lösungen, die schnell umsetzbar sind“, forderte er und richtete seinen Appell direkt an Wirtschaftsminister Robert Habeck. Es sei dringend notwendig, in den kommenden Wochen Entscheidungen zu treffen, um die Energiewende nicht zu gefährden.
Georg Stamatelopoulos hatte vor etwa einem halben Jahr den Vorsitz des EnBW-Konzerns übernommen, nachdem sein Vorgänger Andreas Schell überraschend zurückgetreten war. Unter seiner Führung konnte EnBW das Geschäftsjahr 2023 mit einem Ergebnis von 6,37 Milliarden Euro abschließen, was einer Steigerung von über 60 Prozent entspricht. Für das laufende Geschäftsjahr erwartet das Unternehmen jedoch einen Rückgang des Ergebnisses auf 4,6 bis 5,2 Milliarden Euro.
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