Kritik an Franziskus: Benedikt-Vertrauter Gänswein packt in neuem Buch aus
Krach im Vatikan: Zwischen den beiden Päpsten gab es Spannungen. Ganz besonders hat darunter Benedikts Privatsekretär Erzbischof Georg Gänswein gelitten. Das enthüllt er nun in seinem neuen Buch, das in Italien für Schlagzeilen sorgt.
Auszüge aus dem neuen Buch “Nient’altro che la verita” (Nichts als die Wahrheit) von Erzbischof Georg Gänswein sorgten am Freitag für Schlagzeilen in den italienischen Medien. So titelt etwa die römische Tageszeitung “Il Messaggero”: “Am Tag der Beerdigung ein Angriff von Georg gegen Bergoglio”. Gänswein beklage sich in dem Buch nachträglich über seine Beurlaubung durch Papst Franziskus. Als der amtierende Papst ihn im Februar 2020 von seinem Posten als “Präfekt des Päpstlichen Hauses” auf unbestimmte Zeit beurlaubt hat, sei er “schockiert und sprachlos” gewesen, berichtet der enge Benedikt-Vertraute.
Nur mehr ein halber Präfekt
Damals, im Jänner 2020, hatte ein Buch von Kardinal Robert Sarah für Aufsehen gesorgt, zu dem der emeritierte Papst Benedikt das Vorwort geschrieben hatte. Es war eine Verteidigung des priesterlichen Zölibats gewesen, mit Argumenten, die vorangegangen Äußerungen von Papst Franziskus widersprochen haben. Auch Gänswein war in Kritik geraten, weil er am Zustandekommen des Buchs mitgewirkt haben soll – was er aber bestreitet. Damals habe ihn Franziskus mit ernster Miene mitgeteilt: “Bleibe fortan zuhause. Begleite Benedikt, der dich braucht, sei ihm ein Schutzschild.” Damit sei Gänswein de facto ein “halbierter Präfekt” geworden. Franziskus erklärte ihm: “Du bleibst Präfekt, kommst aber ab morgen nicht mehr zur Arbeit.”
Benedikt XVI. habe damals die Entscheidung seines Nachfolgers mit den ironischen Worten kommentiert: “Ich denke, dass Papst Franziskus mir nicht mehr traut und dass er will, dass Sie mich bewachen.” Der emeritierte Papst habe sich dann persönlich an seinen Nachfolger gewandt, um ihn umzustimmen. “Monsignore Gänswein leidet zutiefst und zunehmend unter der Last seines Zustands des Ausgeschlossenseins ohne Aussicht auf eine Lösung. Ich wage es daher, Eure Heiligkeit zu bitten, die Situation mit einem väterlichen Gespräch zu klären. Ich für meinen Teil kann nur sagen, dass Monsignore Gänswein keinen Anteil an der Ausarbeitung meines Beitrags zum Buch von Kardinal Sarah hatte.”
Ein paar Tage später erhielt Gänswein die Nachricht von Papst Franziskus, dass sich an der momentanen Situation nichts ändern werde. Ein erneutes Gesprächsersuchen Benedikts vom 17. Februar blieb unbeantwortet.
"Benedikts Hoffnung war etwas naiv"
“Die Gegensätzlichkeit zwischen dem amtierenden Papst Franziskus und dem emeritierten Papst Benedikt hat den Menschen Joseph Ratzinger immer traurig gemacht”, schreibt Gänswein. Franziskus habe einmal gesagt: “Ich habe gehört, dass einige zu Benedikt gegangen sind, weil sie ‘dieser neue Papst…’ verjagt habe.”
Gänswein räumt ein: “Benedikts Hoffnung, dass ich das Bindeglied zwischen ihm und seinem Nachfolger sein würde, war etwas naiv. Schon nach wenigen Monaten hatte ich den Eindruck, dass es nicht möglich sei, zwischen dem neuen Papst und mir ein angemessenes Vertrauensklima herzustellen.”
Kritik an den veröffentlichten Passagen übte der italienische Kurien-Erzbischof Vincenzo Paglia (77). “Schweigen wäre besser”, sagte Paglia in der populären Hörfunk-Sendung “Radio Ach’io” der italienischen RAI. Es gebe offenbar Verletzungen und Schmerzen, aber es wäre trotzdem “besser zu schweigen und die wahre Botschaft von Benedikt XVI. zu suchen.”
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