Lehrstellenkrise in Wien: Ein alarmierendes Ungleichgewicht
In Wien zeigt sich derzeit ein massiver Mangel an Lehrstellen, der sich durch ein besorgniserregendes Ungleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage bemerkbar macht.
Im Juli 2024 suchten 3.566 Jugendliche eine Lehrstelle, während lediglich 515 Ausbildungsplätze zur Verfügung standen. Dies führt zu einem Defizit von rund 3.000 fehlenden Stellen. Vor allem in Wien dominiert der Mangel an Ausbildungsplätzen. Während in anderen Bundesländern das Verhältnis zwischen Suchenden und verfügbaren Lehrstellen deutlich ausgeglichener ist, hat die Hauptstadt mit einem Verhältnis von fünf Lehrstellensuchenden pro Platz zu kämpfen.
Eine der Hauptursachen liegt in der geringen Zahl an Industrielehrstellen in Wien, während im Tourismus vergleichsweise viele Stellen angeboten werden. Doch gerade diese Berufe sind bei jungen Menschen wenig gefragt. So standen etwa im Bereich Restaurantfachmann/-frau im vergangenen Jahr 9,6 offene Stellen für jeden Suchenden zur Verfügung.
Soziale Hürden und Benachteiligung
Besonders Jugendliche aus sozioökonomisch benachteiligten Familien haben es schwer, einen Ausbildungsplatz zu finden. Trotz überbetrieblicher Ausbildungsprogramme stoßen viele von ihnen auf Vorurteile und finden keinen Zugang zu einer betrieblichen Lehrstelle. Die Ministerin für Wirtschaft und Arbeitsmarkt räumt zwar ein, dass Wien eine Sonderstellung einnimmt, doch auch in anderen Bundesländern gibt es Engpässe – wenn auch weniger ausgeprägt.
Sozialunternehmen wie Sindbad bieten seit 2016 Mentoring-Programme an, um Jugendlichen aus benachteiligten Verhältnissen den Einstieg in die Lehre zu erleichtern. Gleichzeitig setzt das AMS auf überbetriebliche Lehrgänge, um den Übergang in reguläre betriebliche Ausbildungsplätze zu ermöglichen.
Die Bedeutung der Lehre und mögliche Lösungen
Der Chef des Arbeitsmarktservices Wien, Johannes Kopf, betonte die große Bedeutung der Lehrausbildung, da sie eine hohe Absicherung gegen Arbeitslosigkeit bietet. Personen mit Lehrabschluss haben eine Arbeitslosenquote von 5,6 %, während bei Pflichtschulabgängern die Quote bei 19,6 % liegt.
Langfristig wird die Notwendigkeit immer größer, Berufsinformation und Frühförderung zu verbessern, um den Fachkräftemangel zu lindern und jungen Menschen den Weg in eine gesicherte berufliche Zukunft zu ebnen. Wien steht dabei jedoch vor einer besonderen Herausforderung, die dringend innovative Lösungsansätze erfordert.
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