Lungenschaden durch Covid: Wie das Virus wichtige Killerzellen ausschaltet
Die meisten Schwerkranken leiden in der Akutphase einer Covid-Infektion besonders unter dem Angriff des Virus auf die Lunge, obwohl Corona mehr als nur eine Lungenkrankheit ist. Deutsche Mediziner haben nun herausgefunden, weshalb das Virus so viel Schaden anrichten kann.
Ein internationales Team unter Führung des Universitätsklinikums Bonn und dem Deutschen Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE) ist der Frage nachgegangen, weshalb Corona der Lunge so schwer zusetzt und wieso diese Erkrankung in schweren Fällen sogar dazu führt, dass Betroffene oft keine Luft bekommen. Die Mediziner haben dafür nun eine Erklärung gefunden. Verantwortlich für die Lungenschädigung bei Covid-Patienten sind zumindest in Teilen die sogenannten natürlichen Killerzellen (NK-Zellen). Die Fähigkeit, eine krankhafte Vermehrung von Bindegewebe zu verhindern ist bei schweren Verläufen oftmals eingeschränkt.
In der Folge vernarbt die Lunge, die Sauerstoffaufnahme aus dem Blut läuft nicht mehr optimal und so kann der Patient schlimmstenfalls ersticken. “Bereits im sehr frühen Stadium einer schweren Infektion zeigen NK-Zellen einen spezifischen, molekularen Fingerabdruck, der auf einen Einfluss von sogenannten Typ-I-Interferonen zurückzuführen ist,” erklärt Studienleiter Jacob Nattermann in der Aussendung der Universität Bonn.
Molekulare Muster in den NK-Zellen
Die Ergebnisse wurden der Wissenschaftler wurden im rennomierten Journal “Immunity” veröffentlicht. In regelmäßigen Abständen wurden Blutproben von 205 Probandinnen und Probanden entnommen ; teilweise von der ersten bis zur sechsten Woche nach der Infektion. Die Uni erklärt, dass man so die molekularen Eigenschaften und Funktionen der Zellen im zeitlichen Verlauf einordnen konnte. Eine schwere Covid-19-Infektion wird meist von einer Gewebevermehrung in der Lunge (Lungenfibrose) begleitet. Außerdem sind NK-Zellen für ihre antifibrotischen Eigenschaften bekannt, daher wurde dieser Aspekt näher untersucht.
“Drei Wochen nach Infektion waren bei schweren Verläufen molekulare Muster in den NK-Zellen zu erkennen, die bereits bei anderen Immunzellen im Kontext der Fibrosebildung bekannt sind. Passend dazu haben diese NK-Zellen ihre Kapazität, Gewebevernarbungen zu verhindern, erheblich verloren. Dies hat möglicherweise einen Einfluss auf den Umbau des Bindegewebes in der Lunge,” sagt Anna Aschenbrenner vom Life & Medical Sciences (LIMES) Institut der Universität Bonn.
In den nachfolgenden Studien muss nun untersucht werden, inwieweit der Befund der Wissenschaftler einen neuen therapeutischen Ansatz bietet. Allerdings hat man laut Erstautor Benjamin Krämer zumindest “ein gutes Fundament für das Verständnis von NK-Zellen bei der Entstehung und Entwicklung von Covid-19 geschaffen.”
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