Ethnische Säuberungen, Hungersnot, Kriegsverbrechen, Völkermord: All das spielt sich gegenwärtig in der Region Darfur im Westen des Sudan ab. Nachdem dort Anfang der 2000er-Jahre schon einmal ein Genozid begangen wurde, damals durch die Armee und die Vorläufer der RSF, die arabischstämmigen Reitermilizen, Dschandschawid genannt, droht dort laut Zeit ein „Genozid mit Ansage“: „In Al-Faschir geschieht nun das, wovor Menschenrechtsgruppen immer wieder gewarnt haben: Die meist arabischstämmigen RSF-Kämpfer massakrieren Zivilisten, vor allem Angehörige ethnischer Gruppen, die in ihren Augen ‚schwarz‘, ‚afrikanisch‘ und damit ‚Sklaven‘ sind.“ Schwarze Sudanesen aus dem Süden oder Darfur werden als „abid“ (Sklaven) oder „zunuj“ (Neger) beschimpft.

Die islamistischen Paramilitärs haben die Regionalhauptstadt Al-Faschir vor wenigen Tagen erobert, Berichte über Massaker mehren sich. Die Rede ist von Haus-zu-Haus-Erschießungen, Vergewaltigungen und Vertreibungen, oft mit explizit rassistischen Parolen wie „Tötet die Schwarzen“. Die Rapid Support Forces (RSF), geführt von Mohamed Hamdan Dagalo (Hemedti), bestehen hauptsächlich aus Kämpfern arabischer Herkunft, etwa aus Stämmen wie Rizeigat oder Misseriya, die historisch als Nomaden in Darfur leben.

Die größten Sklavenhändler Schwarzafrikas waren Muslime

Sie nutzen Hunger als Kriegswaffe gegen Christen. Über eine halbe Million Kinder sind tot, vielen Millionen droht der Hungertod, zwölf Millionen sind auf der Flucht. Als schwarzafrikanisch aufgefasste Bevölkerungsgruppen gelten für die Islamisten als Sklaven, sie zu vergewaltigen, zu vertreiben und zu töten scheint ihnen gerechtfertigt.

Die rassistische Komponente des Konflikts ist offensichtlich, doch sie passt nicht ins postkolonialistische Weltbild, dem zufolge der weiße Mann an allem Unglück der Geschichte schuld ist. Was kaum bekannt ist: Über Jahrhunderte waren die Araber die größten Sklavenhändler Schwarzafrikas. Zwischen dem 7. und 20. Jahrhundert exportierten arabische Händler schätzungsweise 17 Millionen Menschen aus Ostafrika – vor allem über Sansibar, Bagdad und Kairo. 

Der Historiker Tidiane N’Diaye schrieb in Le génocide voilé (2008): „Der arabisch-muslimische Sklavenhandel war länger, blutiger und systematischer als der europäische. Er dauerte 14 Jahrhunderte und zerstörte ganze Zivilisationen – aber er wird kaum erwähnt, weil er nicht in das Narrativ westlicher Schuld passt.“

Ein blinder Fleck, so groß wie die Sahara

Die Kastration schwarzer Männer war Standard – nicht aus medizinischer Notwendigkeit, sondern aus rassistischer Logik: Schwarze sollten sich nicht fortpflanzen. Viele der verschleppten Männer starben an den Folgen. Die Überlebenden wurden als Eunuchen in Harems oder als Soldaten (Mamluken) eingesetzt, schwarze Frauen als Sexsklavinnen gehalten.

Das alles ist nicht vorbei: Bis heute ist in Mauretanien, einem arabisch dominierten Staat, die Sklaverei bis heute nicht vollständig abgeschafft. Laut des Global Slavery Index 2023 leben dort fast 150.000 Menschen in moderner Sklaverei, fast ausschließlich Schwarze (Haratin), die von arabisch-berberischen Herren (Bidhan) gehalten werden.

Arabischer Rassismus gegen Schwarze ist kein Relikt – er ist systemisch, historisch und immer noch gegenwärtig. Er wird nur nicht gesehen, weil die Täter nicht weiß sind. Die postkoloniale Theorie hat einen blinden Fleck, so groß wie die Sahara: Opfer dürfen keine Täter sein.

Passt nichts ins postkolonialistische Narrativ

Deshalb wird jeder Kritiker arabischen Rassismus als „islamophob“ oder „kolonialistisch“ diffamiert. Schwarze Aktivisten, die auf arabische Sklaverei hinweisen, werden mundtot gemacht. Black Lives Matter demonstriert gegen Polizeigewalt in den USA – aber nicht gegen die Sklavenmärkte im libyschen Tripolis. Weil das Narrativ nicht passt.

Und das ist auch mit der wichtigste Grund dafür, dass es keine Demonstrationen gegen die Massaker und den Völkermord in Darfur gibt: Der arabische Rassismus gegen Schwarze passt nicht ins postkolonialistische Narrativ, dem zufolge die Araber, einst beherrscht von Kreuzrittern, Osmanen und Briten, die Opfer des „weißen“ Westens sind.

Niemand organisiert rund um den Erdball Proteste, entwirft Losungen wie „All eyes on Darfur“, und schon gar nicht segelt Greta Thunberg mit einer Flottille gen Port Sudan, um „Hilfsgüter“ dorthin zu bringen und mit viel medialem Getöse gegen die Islamisten zu protestieren, die die Zivilbevölkerung abschlachten.

Keine Hoffnung auf Unterstützung

Auf die linken Aktivisten, die ihre Proteste sonst im Namen der Menschlichkeit verkaufen, schließlich gehe es doch um das Leiden Unschuldiger und einen Völkermord, können die Menschen in Darfur nicht zählen. Im Gegenteil: Diese sind als Antiwestler mit den Islamisten verbündet. Und als Antisemiten.

Das, was fast im gesamten Westen die aggressiven antiisraelischen Proteste antrieb, war der Gaza-Krieg – oder besser: dass Israel nach den Massakern des 7. Oktober 2023 zurückschlug, um die Herrschaft der Hamas im Gazastreifen zu brechen. Die Demonstranten schlugen sich auf die Seite des Aggressors, also der palästinensischen Terroristen, die sie als „Widerstandsgruppen“ reinwaschen.

Ihr Hass auf den jüdischen Staat ist so ausgeprägt, dass die Aktivisten bereit waren, die Propaganda der Hamas in alle Welt zu tragen, Gerüchte von „Hungersnot“ und „Genozid“ zu Tatsachen erklärten, um die Existenz Israels zu delegitimieren und die „internationale Gemeinschaft“ gegen den Staat aufzubringen, Sanktionen und Isolation auf allen Ebenen zu bewirken.

In Darfur fehlt offenbar das Stimulans

Im Fall Darfur haben sie es zwar mit einer echten Hungersnot zu tun, die Zahl der Flüchtlinge ist weitaus größer als in Gaza (wo die israelische Armee noch Evakuierungen anordnete, um zivile Kollateralschäden so gering wie möglich zu halten), und hier werden wirklich unschuldige Menschen abgeschlachtet.

Doch hier fehlt den so um die Menschenrechte besorgten Linken das Stimulans: Israel ist in den sudanesischen Bürgerkrieg nicht involviert, überhaupt gibt es keine offensichtlichen weißen Kolonisten, die man verdammen kann. Und obwohl in Gaza ein Waffenstillstand herrscht, den es schon längst hätte geben können, wenn die Hamas ihre letzten lebenden Geiseln früher freigelassen hätten, lebt man seine vermeintliche Besorgnis um das Völkerrecht weiter auf Demos aus, auf denen „From the river to the sea Palestine will be free“ gebrüllt wird. Damit stellen sie weiter unter Beweis, dass ihr vorgeblicher Einsatz gegen Unrecht auf der Welt pure Heuchelei ist.

Zum Unglück der Opfer in Darfur kommt eben noch hinzu, dass es keine Juden sind, die ihnen Leid antun, sodass ihnen auch keine weltweite Aufmerksamkeit zuteilwird. Und dass ihre Peiniger Islamisten sind, die für das Juste Milieu als Opfer von antimuslimischem Rassismus gelesen werden. Doppeltes Pech.

Dieser Beitrag ist ursprünglich auf unserem Partner-Portal NiUS erschienen.