Es ist wieder so weit: Heute treten in ganz Österreich 15.668 Bewerberinnen und Bewerber zum MedAT an, dem berüchtigten Aufnahmetest für das Medizinstudium. Nur 1.900 werden einen Platz erhalten. Das Interesse steigt wieder – doch auch die Kritik nimmt zu. Nicht nur von Studierenden, sondern auch aus der Ärzteschaft.

Denn so groß der organisatorische Aufwand – 500 Mitarbeiter allein in Wien –, so hartnäckig hält sich eine Frage: Wenn der Test so „fair“ ist, wie oft betont wird – warum funktioniert das System dann so schlecht?

Viele Bewerber, wenig Plätze

7729 Anmeldungen allein in Wien, deutlich mehr als im Vorjahr. In Linz ebenso. Doch trotz des Andrangs: Nur ein Bruchteil wird genommen. Und von denen, die es schaffen, fliegen viele wieder raus – oder landen später frustriert in Spitälern, wo sie schlecht vorbereitet auf das echte Leben als Arzt treffen.

Warum bestehen engagierte junge Menschen, die ein Leben lang Arzt werden wollten, diesen Test nicht – während andere später im Job überfordert sind, kaum kommunizieren können und lieber in die Forschung flüchten als an Patienten arbeiten?

Die Frage stellt sich nicht nur die Öffentlichkeit, sondern auch erfahrene Ärzte. Markus Breinl kritisierte im exxpress-Interview:

„Die Auswahl der Medizinstudenten ist absurd – gefragt wird nicht nach Empathie, sondern nach Versicherungsnummern.“

Bei der Ausbildung werde viel zu wenig darauf geachtet, ob Studenten überhaupt für den Beruf des Arztes geeignet sind. In Breinls Augen wird das gesamte System durch absurde Auswahlmechanismen und zu wenig Praxisnähe zusätzlich ausgehöhlt. Breinl erinnert sich an Zeiten, in denen angehende Ärzte ein Jahr lang in einer Abteilung mitarbeiteten und echte Verantwortung trugen. Heute sei das die Ausnahme.

Messe Wien: Tausende Studienanwärter:innen treten zum MedAT an – dem zentralen Aufnahmetest für das Medizinstudium in ÖsterreichAPA/HELMUT FOHRINGER

Praxisferne und soziale Ungleichheit: Der Test als Hürde – aber für wen?

Laut Vizerektorin Anita Rieder (MedUni Wien) ist der MedAT ein „sehr faires, transparentes und zuverlässiges Verfahren“. Es werde jährlich evaluiert, soziale und emotionale Intelligenz seien inzwischen integriert. Das mag stimmen – doch warum braucht es dann Vorbereitungskurse für teils über 2.000 Euro, obwohl laut Rieder genau diese „absolut nicht notwendig“ sind?

Oder ist das System längst zu einem eigenen Geschäftsmodell geworden? Die ÖH meinte dazu bereits letztes Jahr: Doch, wer Geld hat, hat auch Vorteile. Die Realität zeigt: Nicht das Können, sondern oft der Zugang entscheidet – durch Nachhilfe, Kursangebote oder Freistellung zum Lernen.

Gewidmete Plätze: Hoffnung oder Placebo?

Seit zwei Jahren gibt es sogenannte „gewidmete Studienplätze“ für den öffentlichen Dienst: Militärärzte, Amtsärzte, Kassenstellen. 85 Plätze österreichweit, 34 in Wien – mit leichterem Einstieg, dafür verpflichtendem Einsatz in einer staatlichen Institution nach Abschluss. Heuer gab es über 400 Bewerbungen.

Ein gutes Zeichen? Vielleicht. Aber: Trotz kontinuierlicher Evaluation bleiben zentrale Fragen offen: Wie gerecht ist das Verfahren wirklich? Warum scheitern so viele engagierte junge Menschen? Und führt das Auswahlprinzip tatsächlich zu besseren Ärzten – oder lässt es wichtige Talente durch das Raster fallen?