Deutschland war jahrzehntelang stolz auf seine üppigen Wasserressourcen. Dank zahlreicher Flüsse, Seen und stabiler Niederschlagsmengen galt das Land als hydrologisches Vorbild – Wasserknappheit? Ein Problem anderer Länder. Doch jetzt, mitten im Sommer 2025, müssen Bürger ihre Gärten trocken lassen, Pools leer bleiben und Sportplätze verdorren. Wer den Rasen tagsüber sprengt, riskiert saftige Bußgelder.

Wetterextreme – oder politisches Versagen?

Hintergrund der drastischen Maßnahmen ist eine beispiellose Trockenperiode: Zwischen Februar und April fiel in Deutschland so wenig Regen wie seit Beginn der Wetteraufzeichnungen nicht mehr. Und auch im Sommer sind keine nachhaltigen Niederschläge in Sicht. Erste Gemeinden – etwa in Sachsen-Anhalt oder Niedersachsen – haben bereits Bewässerungsverbote verhängt. In der Region Hannover sind es sogar bis zu 50.000 Euro Strafe, wenn bei über 27 Grad dennoch gewässert wird.

Doch viele fragen sich: Reichen ein paar trockene Monate wirklich aus, um so drastische Einschränkungen zu rechtfertigen – oder haben Politik und Verwaltung jahrelang versäumt, auf Klimawandel und Ressourcenknappheit zu reagieren?

Versorgungssicherheit in Gefahr?

Der Deutsche Städte- und Gemeindebund warnt: Die Versorgung mit Trinkwasser habe „oberste Priorität“. Hauptgeschäftsführer André Berghegger erklärt gegenüber der Neuen Osnabrücker Zeitung, man müsse Einschränkungen im Freizeitbereich akzeptieren – also bei Pools, Rasensprengern oder dem Golfplatz. Doch es bleibt die Frage: Warum fehlt es einem einst wasserreichen Land plötzlich an Grundlagen?

Experten nennen gleich mehrere Gründe: Der massive Flächenverbrauch in Deutschland versiegelt Böden, Regenwasser kann kaum noch versickern. Wälder und Feuchtgebiete, die Wasser speichern könnten, verschwinden. Gleichzeitig steigt der Wasserverbrauch – etwa durch mehr Klimaanlagen, Neubauten oder industrielle Nutzung. Und: Infrastruktur zur Wasseraufbereitung und Speicherung wurde kaum modernisiert.

Ein weiteres Problem: Statt in Zeiten des Überflusses Reserven anzulegen, wurde der Wasserreichtum als selbstverständlich betrachtet – politische Strategien zur langfristigen Sicherung blieben aus.

Wasser – bald Luxusgut?

Während Bürger im Sommer zur Gießkanne greifen wollen, verweisen Behörden auf Verantwortung und Versorgungspflicht. Doch viele empfinden das als Ablenkung: Warum wurde nicht früher investiert? Warum trifft es wieder die Privatnutzer – und nicht Großverbraucher aus Industrie oder Landwirtschaft?

Klar ist: Das Vertrauen in eine verlässliche Grundversorgung wankt. Deutschland hat beim Thema Wasser den Weckruf verschlafen – und versucht nun hektisch, mit Verboten gegenzusteuern.