Nach 675 Jahren: Wissenschaftler haben das Rätsel um den Ursprung der Pest gelöst
Corona ist bei weitem nicht die erste Pandemie, die die Menschheit in Atem hält: Lange vor Covid grassierte eine Krankheit, die noch verheerendere Auswirkungen hatte: Die Pest. Nun, 675 Jahre nach ihrem Ausbruch, haben Wissenschaftler endlich das Geheimnis um den Ursprung des “Schwarzen Todes” gelüftet.
Eine tödliche Pandemie, die wie aus dem Nichts kam und die Welt seither fest in ihren Fngen hat – und um deren mysteriöse Ursprünge sich viele Gerüchte und Spekulationen ranken, von denen aber bis heute keine zweifellos bewiesen werden konnte: Wem das bekannt vorkommt, der liegt nicht falsch – nur, dass hier ausnahmsweise nicht Corona gemeint ist, sondern eine viel, viel ältere Pandemie: Die Pest. Wissenschaftler haben Jahrhunderte damit verbracht, den Ursprung des “Schwarzen Todes” auszuforschen, der die Bevölkerung der mittelalterlichen Welt terrorisierte und halb ausrottete.
Doch nun – gute 675 Jahre nach Ausbruch der Pest – wollen Wissenschaftler der Quelle des Schwarzen Todes auf die Schliche gekommen sein. Neuesten Erkenntnissen zufolge soll die “Geburtsstätte” der Pest in Kirgisistan liegen. Bei der Analyse von DNA aus Überresten einer alten Grabstätte in einer Region fanden Forscher die bislang ältesten Spuren des Schwarzen Todes.
Erste Pest-Opfer bereits 1338 dokumentiert
“Wir haben es tatsächlich geschafft, all diese jahrhundertealten Kontroversen über die Ursprünge der Pest beizulegen“, ist der Historiker Philip Slavin überzeugt. Gemeinsam mit einem Team von Experten veröffentlichte er die bahnbrechenden Forschungsergebnisse in einer Arbeit, die am Mittwoch in der Zeitschrift “Nature” veröffentlicht wurde.
Slavin, ein außerordentlicher Professor an der University of Stirling in Schottland, gibt an, “schon immer vom Schwarzen Tod fasziniert” gewesen zu sein. In einem Werk aus dem Jahr 1890, das eine alte Grabstätte im heutigen Norden Kirgisistans beschreibt, fand er den ersten Hinweis, der ihn schließlich zum Ursprung der Pest führen sollte.
Besagte Quelle berichtete von einem Anstieg der Bestattungen in den Jahren 1338-39 und dass mehrere Grabsteine Menschen beschrieben, die “an der Pest gestorben” waren.
DNA-Analyse brachte den Durchbruch
“Wenn Sie ein oder zwei Jahre mit übermäßiger Sterblichkeit haben, bedeutet das, dass dort etwas Komisches vor sich ging“, sagte Slavin gegenüber Reportern. Dazu fügt er an: “Aber es war nicht irgendein Jahr – 1338 und 1339 waren nur sieben oder acht Jahre vor dem Schwarzen Tod.“
Damit hatte Slavin eine Spur – doch das reichte noch nicht, um herauszufinden, woran diese vielen Menschen damals wirklich gestorben waren. Um diesem Rätsel auf die Spur zu kommen, tat sich Slavin mit Spezialisten zusammen, die die alte DNA aus den kirgisischen Grabstätten aufs Genaueste untersuchten. Und siehe da: Die Forscher bekamen klare Spuren für “Yersinia pestis”, besser bekannt als die Pest.
Die Pest: Eine Pandemie, die beinahe 500 Jahre andauerte
Zuvor war der Ursprung des Schwarzen Todes mit einer sogenannten “Urknall”-Theorie in erklärt, in deren Zusammenhang sich bestehende Stämme der Pest, die von Flöhen auf Nagetiere übertragen wird, plötzlich diversifizierten.
Wissenschaftler dachten, dass dies bereits im 10. Jahrhundert geschehen sein könnte, konnten jedoch kein Datum bestimmen.
Der Schwarze Tod war die erste Welle einer fast 500 Jahre andauernden Pandemie. In nur acht Jahren, von 1346 bis 1353, tötete sie Schätzungen zufolge bis zu 60 Prozent der Bevölkerung Europas, des Nahen Ostens und Afrikas.
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