Der Skandal um Österreichs Song-Contest-Gewinner Johannes Pietsch alias JJ sorgt weiterhin für Schlagzeilen – nun folgt eine ebenso überraschende wie bewegende Reaktion: Die Geschwister zweier israelischer Geiseln, die sich seit fast 600 Tagen in der Gewalt der radikal-islamistischen Terrororganisation Hamas befinden, laden den umstrittenen ESC-Sieger zu einem persönlichen Gespräch in Wien ein, berichtet die Kronen-Zeitung.

JJ hatte international für Empörung gesorgt, nachdem er in einem Interview forderte, Israel vom Eurovision Song Contest 2025 auszuschließen. Politiker und Medien übten scharfe Kritik, selbst aus den eigenen Reihen hagelte es Ablehnung. Zwar ruderte der 24-Jährige später halbherzig zurück, doch der Schaden war bereits angerichtet – gerade in einer Zeit, in der Europas Solidarität mit Terror-Opfern auf dem Prüfstand steht.

Versöhnliche Töne: „Kein Aufruf zu einer Debatte“

Umso bemerkenswerter: Die Einladung an Pietsch kommt nun nicht von Politikern oder Aktivisten, sondern von jenen, deren Leben durch die Hamas-Terrornacht am 7. Oktober 2023 für immer verändert wurde. Evyatar David und Guy Gilboa-Dalal – beide 24 Jahre alt – waren zusammen mit der österreichisch-israelischen Geisel Tal Shoham in Gaza gefangen. Während Shoham Ende Februar freikam, befinden sich die beiden jungen Männer weiterhin in einem Tunnelsystem unter Gaza in Geiselhaft.

Überlebte Massaker am Nova-Musikfestival

Ihre Geschwister reisen kommende Woche nach Wien, um auf das Schicksal ihrer Brüder aufmerksam zu machen – und richteten im Vorfeld einen offenen Brief an Pietsch. Darin schlagen sie versöhnliche Töne an: „Unsere Bitte ist kein Aufruf zu einer Debatte, sondern ein Angebot, der oft in oberflächlichen Parolen und wütenden Extremen geführten Diskussion eine menschliche und faktische Dimension hinzuzufügen.“ Und weiter: „Wir glauben, dass jeder, der sich öffentlich mit solchen Themen beschäftigt, auch bereit sein sollte, den Stimmen jener zuzuhören, deren Leben dadurch zerstört wurde.“ Einer der Unterzeichner überlebte selbst das Massaker vom Nova-Musikfestival.

Die Botschaft ist klar: Wer sich öffentlich zu Israel, Hamas und Geopolitik äußert, sollte auch bereit sein, jenen zuzuhören, die persönlich betroffen sind. Ob Johannes Pietsch dieses Gesprächsangebot annehmen wird, ist noch unklar.