Nach Impfboot und Impfparty: Auch Impfbus vor Moschee ein Flop
Die Stadt Wien setzt aktuell alle Hebel in Bewegung um Bevölkerungsgruppen, die als impfskeptisch gelten, zu einer Immunisierung zu bewegen. Heute hielt der Wiener Impfbus sogar vor einer Moschee in Favoriten. Nachdem Bürgermeister und Medienvertreter weg waren, schwand auch das Interesse schlagartig.
Am Freitagvormittag kam der Wiener Bürgermeister Michael Ludwig höchstpersönlich in den Brennpunktbezirk Favoriten. Der Grund: Gegenüber von einem ATIB-Kulturzentrum,zu dem auch eine Moschee gehört, hielt um Punkt elf Uhr der Wiener Impfbus. ATIB, die Türkisch-Islamische Union Österreichs, ist der türkische Dachverband von über 60 Moscheevereinen und zählt rund 100.000 Mitglieder in Österreich. Gemeinsam mit dem Präsidenten der islamischen Glaubensgemeinschaft (IGGÖ) Ümit Vural ließ sich Ludwig vor dem Bus ablichten und gab vor zahlreichen Medienvertretern vor Ort eine Stellungnahme ab.
"Impfung ist religiöse Pflicht"
Er bedankte sich bei der IGGÖ für die Zusammenarbeit ¬– Ümit Vural hatte bereits mehrere Male den Appel an Muslime gerichtet, sich impfen zu lassen. Dies sei ein Akt der Solidarität, theologisch begründete Vural die Impfung sogar als “religiöse Pflicht.” Ludwig betont, die Impfung sei außerdem ein Akt der Nächstenliebe. Favoriten liege ihm besonders am Herzen, da der Bezirk mit 209.000 Einwohnern nach Wien und Graz die drittgrößte “Stadt” sei. Er verwies auf einen anderen religiösen Ort, der mittlerweile zur Impfstätte geworden ist, den Wiener Stephansdom. Dort haben sich bisher 600 Menschen immunisieren lassen – Platz und Kapazität hätten allerdings viel mehr Impfwillige empfangen können, diese blieben jedoch aus.
Mehr Personal als Impfwillige vor Ort
Vor dem Impfbus standen fast ein Dutzend Sanitäter sowie zahlreiche Medienvertreter. Der eXXpress interviewte nur ein paar Meter vom Bürgermeister entfernt eine ältere Muslimin und fragte sie, woher sie vom Impfbus erfahren hätte und was sie davon halte. Sie wohne gegenüber, so die Frau mit ex-jugoslawischen Hintergrund, hätte aus den Medien davon erfahren, dass der Bus hier sei. Sie sei eigentlich skeptisch gewesen, in der Familie und im Bekanntenkreis sei kaum jemand geimpft. “Aber man wird dazu gezwungen, was soll man machen? Überall wird gefragt, bist du geimpft, hast du Zertifikat. Es bleibt einem nichts übrig” sagte sie mit zuckenden Schultern. Sie arbeite außerdem in einem Beruf mit Kindern: “Es ist sehr schwer. Überall bekommt man Druck,” so die Dame, die sich unter Mersada vorstellte. Ein Wiener mit türkischem Migrationshintergrund sah die Sache eher entspannt, er erzählte, er hole sich heute den ersten Stich. ” Bei uns sind schon alle geimpft, meine Frau hat gesagt, jetzt mach es einfach.”
Andrang verflog schnell
Nachdem der Bürgermeister mit Anhängerschaft den Impfbus gegen 11 Uhr 25 verließ, war der Andrang schnell verfolgen. Nur eine handvoll Personen warteten vor dem Bus noch auf eine Immunisierung. Eine Stunde, nachdem Ludwig und die meisten Medien den Ort wieder verlassen hatten, stand überhaupt niemand mehr vor dem Impfbus. Ob der Andrang am späteren Nachmittag doch noch zunimmt, bleibt abzuwarten.
Der eXXpress zog weiter und interviewte zahlreiche Personen unterschiedlichster Herkunft in Favoriten zu dem Thema “Impfung” – was uns erzählt wurde und ob die Interviews das Bild der Impfskepsis in Brennbezirken bestätigen, erfahren sie heute Abend um 18 Uhr.
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