In beinahe allen österreichischen Medien läuft aktuell das Horror-Szenario vom Lago Maggiore, wortgleich wurden Agentur-Meldungen übernommen: „Der Pegel des Sees sinkt immer weiter, in den letzten zwei Monaten um zwei Meter. Sollte der Pegel um weitere 25 Zentimeter sinken, werden einige Fähren nicht mehr fahren können“, erklärte Silvia Marchionini, Bürgermeisterin der Stadt Verbania am Lago Maggiore, laut Medienangaben.

“Italien, das derzeit einen Touristenboom erlebt, ist mit einer starken Hitzewelle konfrontiert. Temperaturen über 30 Grad belasten vor allem Menschen in den Großstädten”, heißt es allen Ernstes weiter in der Meldung.

Dämme geöffnet, damit Reis schön wachsen kann

Italienische Städter erleben im August also über 30 Grad (!) und der Lago Maggiore ist nur noch 370 Meter tief. Für die Bürgermeisterin drohten deshalb verheerende Folgen: “Ein trockener See bedeutet, dass Boote nicht ankommen, die Werften wirtschaftliche Einbußen und Arbeitsplatzverluste hinnehmen müssen und das natürliche Ökosystem des Sees geschädigt wird”, darf Marcionini lamentieren. “Und weniger Touristen kommen dann auch”, prophezeit sie.

Mag sein, dass weniger kommen. Aber nicht wegen des “trockenen Sees” mit 370 Metern Tiefe, sondern wegen der Untergangsszenarien, die der Öffentlichkeit verkauft werden. Genau so ist Anliegergemeinden am Neusiedler See auch ergangen, als der ORF das Binnengewässer heuer in einer missglückten Satire-Sendung wie einen zum Tode geweihten Wüsten-Planeten darstellte. Aus halb Europa hagelte es Stornierungen, weil der Neusiedler See “ausgetrocknet” sei.

Der Grund für den temporär niedrigeren Wasserstand: In der Schweiz und der Nachbarregion Lombardei wurden Dämme geöffnet. Das abfließende Wasser wurde auf Felder geleitet, auf denen sinnigerweise ausgerechnet Reis angebaut wird.

Und generell fragen sich immer mehr Europäer bei diesen Panik-Meldungen: Warum soll der Klimawandel stets nur ganz regional zuschlagen? Also am Lago Maggiore, aber nicht am Bodensee – und auch nicht am Wolfgang- oder Attersee?

Übrigens: In unserer Gegenwart ist stets einfach zu überprüfen, wie sehr wirklich Panikstimmung angebracht sei. Sehen Sie selbst auf der webcam nach, wie die aktuelle Situation am Lago Maggiore wirklich ist: ascona-locarno.roundshot.com/bellavistahotel/#/