Neue Studie: Flut-Drama in Mittelitalien war nicht von Klimawandel verursacht
An der Flut-Katastrophe in Italien sei wieder der Mensch schuld. Das berichteten zahlreiche Medien. Denn ohne beschleunigten Klimawandel würden solche Naturereignisse seltener eintreten. Nach eine umfassenden Untersuchung widersprechen Forscher – und zwar entschieden.
Ob Dürre oder Regen: In zahlreichen Medien gibt es anscheinend nur noch einen Schuldigen – den Menschen bzw. den von ihm verursachten Klimawandel. Fast fühlt man sich an frühere Zeiten erinnert, als Völker in Wetterkatastrophen die Bestrafung zorniger Götter sahen, die es milde zu stimmen galt.
Erst kürzlich warnten deutschsprachige Medien vor Wasserknappheit im Gardasee, obwohl Wissenschaftler und Bewohner vor Ort widersprachen – der eXXpress berichtete. Nun sehen sie Italien neuerlich als Opfer des vom Menschen beschleunigten Klimawandels – allerdings aus dem genau entgegengesetzten Anlass.
Klimawandel angeblich schuld an Überschwemmungen in Italien
Diesmal sind massive Regenfälle in Emilia-Romagna der Grund. Am 2., 10. und 16. Mai wurde die norditalienische Region von Starkregen heimgesucht. Überschwemmungen waren die Folge, die wiederum insgesamt 400 (!) Erdrutsche verursachten und Tausende von Häusern zerstörten. Besonders tragisch: Es starben mindestens 17 Menschen.
Vom „fatalen Klima-Effekt, der jetzt Italien heimsucht“, sprachen die Medien. Italien sei „Hotspot des Klimawandels“, und „die jüngste Flutkatastrophe nur ein Vorbote“.
Klimawandel hat keine Auswirkungen auf Regenfälle im Frühjahr
Mittlerweile liegt eine ausführliche Studie der World Weather Attribution vor, einer auf Extremwetter-Ereignisse spezialisierten Kooperation von Wissenschaftlern – und sie widerspricht. Die Regenfälle haben ihr zufolge rein gar nichts mit dem Klimawandel zu tun. Im Gegenteil. Aufgrund der Erderwärmung nehmen speziell im Mittelmeerraum rund um Italien Niederschläge überhaupt nicht zu.
Die Wissenschaftler halten fest: „Unsere Studie ergab, dass der Klimawandel offenbar keine Auswirkungen auf die heftigen Regenfälle im Frühjahr hat. Die Niederschläge im Frühjahr nehmen in Emilia-Romagna weder zu noch ab. Die Überschwemmungen waren ein sehr seltenes Wetterereignis, das durch drei getrennte Regenfälle kurz hintereinander verursacht worden war.“
Klimawandel hat im Mittelmeer-Raum den gegenteiligen Effekt
Die Wahrscheinlichkeit für ein solches Extrem-Ereignis im Laufe eines Jahre betrage in Norditalien etwa 0,5 Prozent. „Sowohl Daten der Wetterstationen als auch Klimamodelle zeigen, dass starke Frühjahrsregen in der Emilia-Romagna nicht häufiger oder intensiver werden.“ In den meisten Teilen der Welt würden extreme Niederschläge infolge des Klimawandels stärker und häufiger, „weil eine wärmere Atmosphäre mehr Feuchtigkeit speichern kann“. Jedoch zeigten bisherige Studien, dass der Klimawandel im Mittelmeerraum den gegenteiligen Effekt habe. Veränderungen der atmosphärischen Zirkulationsmuster würden hier „zu einer Abnahme der Starkregenfälle in Norditalien führen. Dieses Phänomen wirkt der erwarteten Zunahme der Niederschläge infolge der globalen Erwärmung entgegen.“
Die Forscher hatten bei ihrer Untersuchung Klimamodelle mit und ohne den Anstieg des Klimawandels herangezogen. „Keines der 19 verwendeten Modelle zeigt eine signifikante Veränderung der Wahrscheinlichkeit oder Intensität eines solchen Ereignisses.“ Das Ergebnis bestätig frühere Forschungsarbeiten, „dass mit dem Klimawandel die Zahl der Tiefdruckgebiete im zentralen Mittelmeerraum abgenommen hat. Dies führt zu einem Rückgang der Starkregenfälle“.
Die World Weather Attribution ist eine akademische Kooperation, die sich auf Extremereignisse wie Hitzewellen, Dürren und Stürme konzentriert. Gegründet wurde sie 2014 von den Klimaforschern Friederike Otto und Geert Jan van Oldenborgh gegründet. Zahlreiche wissenschaftliche Institutionen in Europa und den USA sind beteiligt.
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