Neuer Escape-Room: Hier sollen sich Besucher wie Flüchtlinge fühlen
Ein neues Projekt will zeigen, wie sich Geflüchtete fühlen – mit einem Escape-Room, der die Hürden des Behördenalltags nachstellt. Doch was als Empathie-Übung gedacht ist, hat mit der Realität vieler Migranten wenig zu tun.
Flucht als Spiel: Ein Escape-Room soll das Ankommen in Deutschland simulieren.GETTYIMAGES/Smith Collection/Gado
Das Projekt „UNbekanntes UNbehagen“ ist derzeit in Deutschland unterwegs. Teilnehmer betreten die fiktive „Republik Fremdistan“, in der alles fremd sein soll: Sprache, Zeichen, Regeln. Innerhalb von 60 Minuten müssen sie Rätsel lösen, um „bleiben zu dürfen“.
Flucht als Rätselspiel
Der Escape-Room soll verdeutlichen, wie schwierig das Leben in einem neuen Land für Geflüchtete sei – von Sprachbarrieren über Bürokratie bis zur Orientierungslosigkeit.
Die Organisatoren wollen so Verständnis und Mitgefühl wecken. Doch die Simulation bleibt, trotz pädagogischem Anspruch, ein Spiel: mit Zeitlimit, künstlicher Spannung und Belohnung am Ende.
Künstliches Unbehagen statt echter Realität
Das Projekt „UNbekanntes UNbehagen“ will erlebbar machen, wie sich Geflüchtete in einer fremden Umgebung fühlen. In der fiktiven Republik „Fremdistan“ sind Sprache, Regeln und Abläufe ungewohnt, und nur wer sich zurechtfindet, darf „bleiben“. Damit soll der Escape-Room verdeutlichen, wie schwierig bürokratische Hürden und Orientierungslosigkeit für Menschen sein können, die neu in ein Land kommen.
Tatsächlich kommen viele Migranten nach Europa, weil sie hier Sicherheit, Arbeit oder bessere Lebensbedingungen suchen. Das Projekt überträgt diesen komplexen Hintergrund in eine symbolische Spielsituation. Während Integration in der Realität ein langwieriger Prozess mit klaren Regeln und Pflichten ist, verdichtet der Escape-Room das Thema auf 60 Minuten Rätselraten. Die vereinfachte Darstellung vermittelt eher ein symbolisches Gefühl von Orientierungslosigkeit, hat jedoch wenig mit den tatsächlichen Abläufen und Herausforderungen einer Einwanderung zu tun.
@sat1_nrw 🧩 Amtstermin mal anders! In Bonn zeigt das Projekt „Unbekanntes Unbehagen“ der Flüchtlingshilfe, wie sich Geflüchtete beim Behördenchaos fühlen – mit einem mobilen Escape-Room! 😮🇩🇪 #Bonn #Flüchtlingshilfe #NRW #EscapeRoom #News
♬ Originalton - SAT.1 NRW
Gut gemeint – mit Fokus auf Emotion
„UNbekanntes UNbehagen“ ist als interaktive Lern- und Aufklärungserfahrung konzipiert. Es richtet sich an Gruppen, Schulen und Vereine, die sich mit Migration und Integration auseinandersetzen möchten. Durch spielerische Elemente soll Empathie entstehen und der Blick auf die Herausforderungen des Ankommens geschärft werden.
Ob diese Form des Erlebens tatsächlich zu mehr Verständnis führt oder die Thematik zu stark vereinfacht, bleibt offen. Das Projekt stellt einen Versuch dar, abstrakte Themen wie Bürokratie, Fremdheit und Anpassung greifbar zu machen – mit den Mitteln eines Spiels, das die emotionale Seite betont, nicht die politische oder soziale Realität.
Kommentare