Österreichs bekanntester Corona-Spezialist: "Jetzt 90 Prozent weniger Todesfälle"
Die Omikron-Welle scheint den Verlauf der Pandemie stark zu beeinflussen. Die extrem vielen Neuinfektionen schlagen bislang nicht in der Intensivbetten durch. Und auch die Todesrate wird laut Experten – zum Glück – immer weiter sinken.
Christoph Wenisch leitet die Infektionsabteilung der Klinik Favoriten. Jeden Tag beobachtet er in seiner Abteilung, dass es zwar immer mehr Patienten, aber fast keine Todesfälle mehr geben würde. Verantwortlich für diesen Trend sei die Omikron-Mutation. Bereits im Winter bezeichnete Wenisch diese deshalb als „Weihnachtsgeschenk“.
Medikamente sind der Gamechanger
Zudem kommen bald auch die bereits zugelassenen und vor der Zulassung stehenden Medikamente ins Spiel. Mit deren Hilfe die Sterblichkeit um 80 bis 90 Prozent gesenkt werden könne. „Meine und unsere Aufgabe in den Spitälern besteht nun vor allem darin, die verfügbaren Medikamente richtig einzusetzen und schwere Verläufe sowie Todesfälle zu verhindern“, erzählt Wenisch in einem „Presse“-Interview. Bislang scheiterte es vor allem am „richtig einsetzen“. Das Medikament Remdesivir zum Beispiel sei nur deshalb für nicht wirksam gehalten worden und in Verruf geraten, weil es zu spät verabreicht wurde. „Wird es rasch eingenommen, brauchen die Patienten zumeist keinen Sauerstoff. Ein Problem stellt aber die Gesundheitsinkompetenz in weiten Teilen der Bevölkerung dar. Viele melden sich zu spät“, so der Mediziner.
Auch einen Monat nach einer Infektion freut sich Wenisch noch immer über das Geschenk. Ob das nun am Virus selbst liegt oder an der Bevölkerung, die durch Impfungen und überstandene Infektionen immer resilienter wird, kann der Arzt nicht final beurteilen. Wahrscheinlich sei, dass es ein Zusammenspiel beider Faktoren ist.
Sterblichkeit sinkt
Wird es langsam aber sicher Zeit, Covid mit der Grippe zu vergleichen? „Bei der Grippe liegt die Sterblichkeitsrate seit jeher konstant bei fünf Prozent, das habe ich auch mit anderen Abteilungen abgeglichen. Bei Covid-19 betrug diese Rate im ersten Halbjahr der Pandemie fast 30 Prozent, das ist viel zu viel. Im zweiten und dritten Halbjahr waren es 18 bis 19 Prozent, seit Juli 2021 sind es zehn Prozent. Die Sterblichkeitsrate ist somit immer noch doppelt so hoch wie bei der Grippe“, berichtet Wenisch aus seiner 30-jährigen Erfahrung als Spitalsarzt.
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